Es gibt im Englischen einen signifikanten Spruch: "Never meet your heroes", zu deutsch, man sollte seine Helden nicht treffen. Man wäre nur enttäuscht, weil es die Illusion entzaubert. Dass an diesem Satz viel Wahres dran ist, kann jeder Journalist bestätigen. Es menschelt halt überall. Im Umkehrschluss aber kann genau eine solche nicht entzauberte Illusion, der Nimbus eines Helden, im Alltag ganz nützlich sein - auch für Journalisten.
Zum Beispiel an diesem einen Tag, bei dem ein Bürgermeister aus der Region (Name ist der Redaktion bekannt) ein neues Auto präsentiert und die Presse nicht nur darüber schreiben, sondern auch ein Foto dazu will. Doch der Bürgermeister gibt sich kamerascheu: "Muss das sein?", fragt er erst, um sich dann im dunklen Fond zurückzuziehen. Der Fotograf versucht es mit Charme und einer Idee: "Lehnen Sie sich doch etwas aus dem Fenster", bittet er. Der Bürgermeister will nicht. Vielleicht das Fenster herunterkurbeln, so der nächste Vorschlag, um ihn besser zu sehen? "Naa, na", winkt der Rathauschef ab. Die nächste Idee zur Rettung des Fotos: "Lehnen Sie doch den Ellbogen aus dem Fenster, dann sieht man Sie besser." Der Bürgermeister entsetzt sich: "Ja, iihh, des schaut doch dann aus wie bei einem Mantafahrer." Er findet gar noch einen schlimmeren Vergleich: "Wia a Zuhälter! Na, des mach' ma ned!"
Da blitzt eine Erinnerung aus der Jugend auf: "Denken's lieber, wie Colt Seavers", sagt der Fotograf - und prompt erhellt sich das Gesicht des Rathauschefs: "Ja, ha, der Colt! Des is' guat!" Zwei Männer, eine selige Erinnerung. An eine amerikanische Kultserie aus den 1980er Jahren, in der Lee Majors mit viel Selbstironie jenen "unknown stuntman" Colt Seavers spielte, der nebenbei als Kopfgeldjäger arbeitet und mühelos mit seinem Truck über alle Hindernisse springt. Bei so einem Vergleich steckt der Bürgermeister natürlich nicht länger zurück: Ellbogen raus, Lächeln auf dem Gesicht, und das Foto ist im Kasten. Dank einer Heldenillusion aus der Jugend.