Freitagnachmittag. Man sitzt da, versucht die Notizen zu dechiffrieren, die man Tage zuvor zum Bau eines Boardinghauses gemacht hat. Das Mobiltelefon bimmelt. Vielleicht ist es ein Freund, der einen fragt, ob man Lust auf eine frische Frühlingsmass auf der Landshuter Dult habe. Weit gefehlt, es handelt sich um eine Dame von der Telefongesellschaft, die einen behelligt. Bevor sie ihr Anliegen mitteilen kann, sagt man ihr, dass man im Stress sei und dass sie doch am besten am Montagmorgen um halb neun anrufen soll.
Montagmorgen, da war doch was? Richtig, die Frau von der Telefongesellschaft wollte anrufen. Hat sie aber nicht. Dafür klingelt am Abend kurz vor 20 Uhr das Telefon. Diesmal sagt ein Mann das gleiche Verslein auf wie seine Vorgängerin. Man gibt ihm zu verstehen, dass man vom Laufen durchgeschwitzt sei, sich gerne duschen würde, weil einen gleich jemand zum Wirt abholt, wo man sich mit dem Rest der Laufgruppe treffe. Ja, er dürfe gerne anrufen, am besten am Dienstagmorgen um halb neun.
Etwas mehr als 13 Stunden später. Gerade will man das Haus verlassen, um in die Arbeit zu fahren. Da bimmelt das Telefon. Diesmal ist es wieder eine Frau. Ob man denn gerade Zeit habe? Nein, hat man nicht. Zu diesem Zeitpunkt ist man schon leicht genervt. Ja, wann es denn passe? Ja, das habe man den Kollegen bereits gesagt. Morgens so um halb neun. "Ist notiert", sagt die Frauenstimme.
Mittwochmorgen um halb neun. Die Spannung steigt. Bimmelt wohl gleich das Mobiltelefon? Weit gefehlt. Im Prinzip wäre man ja neugierig zu erfahren, was die Leute eigentlich von einem wollen. Aber man fragt sich, ob sie in einer anderen Zeitzone leben, in Australien vielleicht? Doch die Nummer auf dem Display weist eindeutig auf Nordrhein-Westfalen hin, wo die Uhren auch nicht anders ticken als in Bayern. Schade, aber ganz bestimmt wird irgendwann das Telefon klingeln und jemand fragen, ob man gerade Zeit habe. Jetzt nicht, wird dann die Antwort lauten. Aber vielleicht am nächsten Morgen um halb neun.