Mitten in der Narrenzeit:Faschingsumzug für daheim

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Die Lust am Leben, die lassen sich manche Bürger im Landkreis nicht so einfach nehmen. Denn: den Traktor oder das Bobbycar zu dekorieren ist auch in Zeiten der Pandemie erlaubt

Glosse von Julia Putzger

Wie in ganz Deutschland lässt sich auch die Bevölkerung im Landkreis Dachau in der Faschingszeit in zwei strikte Lager trennen: Auf der einen Seite diejenigen, die nicht von ausgelassenem Treiben, sondern von einer betrunkenen Meute sprechen, die nicht von Partyhits schwärmen, sondern über nervtötende Schlager klagen und die nicht von liebevoll entworfenen Kostümen begeistert sind, sondern die albernen alljährlichen Maskeraden nicht mehr sehen wollen. Und auf der anderen Seite eben diejenigen, die sehnlichst der fünften Jahreszeit entgegenfiebern, für die der Fasching jährliches Highlight ist.

Beinahe nun hätte man ein kollektives Aufatmen im Kreise der Faschingsmuffel hören können. Denn, so die erleichterten Überlegungen: Menschenansammlungen sind im Lockdown verboten, somit also auch keine Chance für närrisches Treiben mit all seinen Begleiterscheinungen. Doch, kaum ist man sich dessen bewusst geworden heißt es auch schon: Zu früh gefreut! "Eins kann mir keiner, eins kann mir keiner nehmen und das ist die pure Lust am Leben" dröhnt es da am Wochenende beispielsweise durch Petershausen. Vollkommen coronakonform fährt da ein Faschingskorso aus Traktoren und Pick-ups, dekoriert immerhin mit Luftballons und beschrifteten Schildern. Er nimmt den Faschingsverweigerern die Hoffnung auf eine narrenfreie Saison und stärkt bei den Vollblutnarren den Glauben daran, dass trotz der Pandemie bald wieder alles möglich ist.

Und selbst für all die Jecken und Narren, die diesen kleinen Umzug in Petershausen verpasst haben, gibt es Abhilfe: Aus Spielzeugautos und Piratenbooten, Plastikfigürchen und Plüschtieren lässt sich auch in den eigenen vier Wänden wunderbar der liebste Faschingszug imitieren. Sollten dabei auch süßes Wurfmaterial wie Bonbons und Karamellen zum Einsatz kommen, ist allerdings Vorsicht geboten. Denn die Zuschauer des närrischen Treibens sind Fallweise kaum größer als die Geschosse. Eine ungefährlichere, allerdings aufwendigere Option wäre deshalb: Bobbycar und Trettraktor aus dem Keller holen, flink dekorieren und dann beim täglichen Spaziergang die Nachbarschaft in Faschingsstimmung versetzen. Aber: Bitte nicht die Vorsichtsmaßnahmen vergessen!

© SZ vom 16.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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