Mitten in der Fastenzeit:Blumen für die Parteien

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Sträuße für die Ortsvereine, das wäre doch eine Idee für den Valentinstag. Schließlich muss die gute alte Sozialdemokratie wieder zu etwas mehr Selbstliebe finden

Von Helmut zeller

Ausgerechnet auf den Aschermittwoch fällt der Valentinstag in diesem Jahr. Damit hat sich dann die Sache mit dem romantischen Dinner für die Liebste ohnehin erledigt - endlich eine gute Ausrede für alle jene, die wieder einmal vergessen haben, einen schönen Tisch in einem Dachauer Restaurant zu reservieren. Schließlich beginnt die 40 Tage lange Fastenzeit, und wer wird denn da über ein Vier-Gänge-Menü bei Kerzenschein verliebte Äuglein machen wollen. Eine Schachtel Pralinen geht auch nicht, bleibt also nur noch der obligatorische Blumenstrauß, wenn man nicht etwas Originelleres schenken will, zum Beispiel Karten für das Konzert "Violinen der Hoffnung" am Sonntag im Wittelsbacher Schloss.

Apropos Hoffnung: Davon könnte die SPD im Landkreis jetzt, gerade auch am Valentinstag, einen ganzen Sack voll brauchen, Asche hat sie schon genug. Dem Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordnete Martin Güll und seinem Genossen aus dem Bundestag, Michael Schrodi, stehen harte Wochen bevor. Sie wollen die Ortsvereine auf Kurs für eine große Koalition bringen - wobei am Ende gar nicht mehr so klar sein dürfte, wen aus ihrem Restpersonal die SPD nach der parteiinternen Selbstzerfleischungsorgie noch ins Kabinett schicken könnte.

Blumensträuße für die Ortsvereine, das wäre doch eine Idee für den Valentinstag, schließlich muss die gute alte Sozialdemokratie - über die Jahrzehnte hat sich doch noch eine schwache Erinnerung an sie erhalten - wieder zu etwas wie Selbstliebe finden. Vergissmeinnicht wären schön: Sie symbolisieren ewige Liebe über den Tod hinaus - werden andererseits deshalb gerne auch aufs Grab gelegt. Ein Hauch von Asche wehte übrigens auch aus Schrodis Erklärung zum Koalitionsvertrag. Aus dem Papier bröselte etwas von einer erfolgreichen Kompromisslösung zum Familiennachzug - wer es nicht in die bundesweite Quote von 1000 pro Monat schafft, hat halt Pech gehabt. Der Koalitionsvertrag trägt "die Handschrift" der SPD. Eben.

Nein. Die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler wiederum informierte in aller Kürze die Wähler im Wahlkreis Dachau über das Wichtigste so: Das Papier trage "die Handschrift" ihrer Partei, der CSU. Na, was nun? Fasten, innere Einkehr und bloß nicht den Valentinstag vergessen - das gilt auch für die Union, ihre Liebe zur Kanzlerin Angela Merkel welkt schon dahin. Es ist halt nichts Menschengemachtes von Dauer. Die perfekte Liebesgeschichte finden wir nicht in der Politik, sondern in der Tierwelt: Haben sich zwei Waldkäuze gefunden, bleiben sie ein Leben lang zusammen. Bei so viel Treue braucht es natürlich keinen Valentinstag.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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