Mitten in Dachau:Zug um Zug - ohne Bahn

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Fahrräder parken kreuz und quer, Trinker treffen sich gerne nach Feierabend und die Mülleimer quillen über: Die der Stadt zugewandte Westseite des Bahnhofs hat so seine Tücken. Der OB will mit "kleinen Maßnahmen die Situation verbessern"

Kolumne von Viktoria Großmann

Erst einmal müssen die Fahrräder weg geräumt werden, damit nachher umso mehr Fahrräder abgestellt werden können. So ist eine Aufforderung der Stadt Dachau zu verstehen, bis Dienstag, 11. Juni, am Bahnhof Zweiräder zu entfernen. Das mag nicht für jeden logisch klingen, aber man sollte der Stadt vertrauen. Bis jetzt hat sie recht tapfer immer wieder neue Abstellmöglichkeiten geschaffen. Nicht nur auf der Ostseite des Bahnhofs, sondern auch auf der anderen Seite. Das riesengroße und auch sehr schicke Fahrradparkhaus hat nur den Nachteil, dass es nicht optimal zu erreichen ist. Die Unterführung ist unangenehm eng und gerade im Berufsverkehr zu voll, Fahrradfahren ist darin aus nachvollziehbaren Gründen verboten.

Die der Stadt zugewandte Westseite des Bahnhofs aber hat so ihre Tücken. Aus unerfindlichen Gründen ist sie als Treffpunkt sehr beliebt, weshalb sich der Platz im Wortsinne zum Glasscherbenviertel entwickelt hat. Ein Alkoholverbot wurde schon überprüft. Die Trinker aber bleiben meist friedlich, die Polizei kann kein Kriminalitätsproblem erkennen - Müll und Gestank allein reichen für ein Verbot nicht aus. Aber dagegen, dass die Fahrräder kreuz und quer in drangvoller Enge sowie in Lachen aus Bier und noch anderem stehen und dazu die Fahrradkörbe von Fremden als Mülleimer missbraucht werden, will die Stadt vorgehen. Zusätzlich zu den neuen Fahrradständern entlang der Grünanlage will sie nun sogenannte überdachte Doppelparker aufstellen. Außerdem werden zwei große Müllbehälter im Boden verankert und der Bodenbelag so verfugt, dass er nachher maschinell gereinigt werden kann. Die Nische am Ausgang wurde für Räder gesperrt. Die Stadt hoffte, hier in den Sommermonaten eine Tourist-Info unterbringen zu können - direkt an der Laufroute der Besucher. Die Bahn trödelte mit der Genehmigung, deshalb wird das erst einmal nichts.

Doch Dachau trotzt der Bahn. Was diese nicht anpackt, tut die Stadt selbst. Obwohl sie es nicht müsste. Mülleimer und Fahrradständer sind etwa Sache der Bahn. Doch der sind die Sorgen einer Kleinstadt ziemlich schnuppe. Mit den gewünschten Umbaumaßnahmen und dem größeren Busbahnhof geht es deshalb nicht voran. Solange das so ist, will Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) "eben mit kleinen Maßnahmen die Situation verbessern". Das Warten auf die Bahn wird dadurch zwar nicht kürzer, aber immerhin angenehmer.

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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