Mitten in Dachau:Zeit ist Geld

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Behörden wie das Finanzamt nerven den Steuerzahler mit Forderungen. Das Landratsamt Dachau zeigt, wie man Steuergeld sparen kann

Kolumne von Robert Stocker

Das ganze Leben ist ein Wettlauf mit der Zeit. Verdammt, in zwanzig Minuten geht die S-Bahn. Schnell noch den Kaffee herunterstürzen, um rechtzeitig zur Konferenz zu kommen. Der Chef reagiert nämlich ungehalten, wenn ausgerechnet der Kollege wieder zu spät zum Meeting hechelt, der nicht einmal imstande ist, seine Mails zu checken. Zeit ist Geld, lautet eine Redensart, die sich im Alltag leider als wahr erweist. Den Spruch hat vermutlich das Finanzamt erfunden. Wer seine Lohnsteuererklärung nicht fristgemäß eingereicht hat, spürt den langen Arm der Behörde, der nach seinem Geldbeutel greift. Die Erklärung ist spätestens am Tag X vorzulegen, andernfalls sei ein Zwangsgeld fällig. Andererseits kann es aber Monate dauern, bis der Steuerzahler Geld erstattet bekommt. Der zuständige Sachbearbeiter, so vermutet der Bürger, hat sich beim Schreiben wohl einen Finger gebrochen, ist in Elternzeit oder von einem Burnout betroffen - na ja, die enorme Arbeitsbelastung. Da muss man ein bisschen Verständnis haben.

Behörden sind aber auch in der Lage, Gutes zu tun. Wie das geht, zeigt in diesen Tagen das Landratsamt. Die Behörde hat auf eine Panne der Post reagiert und dadurch eine Verschwendung von Steuern vermieden. Die Gründe für die Panne liegen noch im Dunkeln. Die Folgen sind dagegen klar: Das Landratsamt hat die Kreistagssitzung an diesem Freitag abgesagt. Denn die Post hat es offenbar nicht geschafft, die Einladungen per Brief fristgerecht zuzustellen. Sie hätten den Damen und Herren des Kreistags spätestens sieben Tage vor der Sitzung vorliegen müssen - so schreibt es die Geschäftsordnung vor. Einige Kreisräte wunderten sich, dass sie wenige Tage vor der Sitzung immer noch keine Einladung hatten. Sie meldeten sich beim Landratsamt - die Frist, Sie wissen schon. Die Sitzung wurde abgesagt, um keinen Verstoß gegen die Geschäftsordnung zu riskieren. Denn die Sitzung wäre null und nichtig gewesen, hätten die Kreisrätinnen und Kreisräte dennoch getagt. Dann wären auch Sitzungsgelder fällig gewesen. Für eine Sitzung, die eigentlich nicht stattfinden darf. Auch wertvolle Zeit wurde eingespart. Zeit ist Geld, da haben wir es wieder. Der Steuerzahler kann nur dankbar sein.

Natürlich wird die Sitzung nachgeholt. Schließlich wäre am Freitag ein wichtiges Thema behandelt worden: der Haushalt, bei dem es um die Finanzen des Landkreises und der Gemeinden geht. Die Verwaltung hat jetzt einen Termin Anfang April ins Auge gefasst, wenn die Kommunalwahl gelaufen ist. Schon wittern die Freien Wähler Dachau dahinter eine gezielte Taktik. Der Landrat scheue vor der Wahl eine Auseinandersetzung wegen der steigenden Schulden, ätzt Kreisrat Sebastian Leiß. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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