Mitten in Dachau:Wunderbar virtuell

Die Monsterjagd kommt auch bei Erwachsenen gut an. Für gewitzte Programmier eröffnet sich ein ganz neues Geschäftsfeld

Von Walter Gierlich

Nun hat das Spiel Pokémon Go also auch Dachau erreicht. Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene - selbst solche in fortgeschrittenem Alter - laufen mit starrem Blick auf ihr Smartphone durch die Altstadt, was durchaus nicht ungefährlich ist. Kann man doch auf dem unebenen Pflaster schon mal ins Stolpern kommen und hinfallen. Und ob sich die virtuellen Monster auch mit aufgeschürften Ellbogen und verkratzten Händen erwischen lassen, wäre erst noch herauszufinden. Ganz zu schweigen von den Gefahren beim Überqueren der engen Gassen, wenn der Blick nicht auf den Verkehr gerichtet ist.

Nun gibt es - zumindest in den USA - ja sogar schon Schilder an Hauptverkehrsstraßen, die Autofahrer davor warnen, am Steuer auf Pokémon-Jagd zu gehen. Könnte nicht nur ein saftiges Bußgeld einbringen, sondern auch zu einem Unfall mit enormem Sachschaden und schweren Verletzungen führen. Die wären dann ganz und gar nicht virtuell.

Neulich war in einem Bericht über den neuesten Hype zu lesen, dass sich ein Student bei der Monsterjagd wieder in die Kindheit zurückversetzt fühlt. "Ich komme mir wie ein Zehnjähriger vor", sagt er. Da wäre es doch eine prima Geschäftsidee für gewitzte Programmierer und andere Nerds, noch mehr Kinderspiele per App für Erwachsene verfügbar zu machen. Vielleicht sehen wir ja schon bald auf den Spielplätzen in der Stadt nicht nur die Kleinen, sondern auch deren Väter, wie sie sich im Sandkasten um virtuelle Schaufeln und Eimerchen prügeln, weil am Ende der gewinnt, der die meisten Baugeräte zusammengesammelt hat.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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