Mitten in Dachau:Windige Aussichten

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Schönheit und Physik sind nicht immer in Einklang zu bringen

Kolumne von Jacqueline Lang

Die Feiertage sind rum - und mit ihnen das alte Jahr. Eingeleitet wurde das Neue natürlich mit einem Feuerwerk, glitzernd und bunt. Wie immer eben. Damit aber nicht genug: Auch das Wetter hat es sich in diesem Jahr offenbar nicht nehmen lassen wollen, den jährlichen Neuanfang auf seine ganz eigene Weise zu zelebrieren. Am Neujahrstag fegte deshalb der Wind durch die Dachauer Straßen und Gassen. Abgebrannte Wunderkerzen und das rote Papier der Böller wurden durch die Luft gewirbelt und haben einen hübsch anzusehenden Neujahrstanz aufgeführt. Zumindest sah es beim Blick durch die Fenster so aus, denn nach draußen gewagt haben sich an diesem ersten Tag des neuen Jahres wohl nur die wenigsten. Dazu zählen Naturfanatiker, die zur Feier des Tages gleich mal einen Berg besteigen und Hundebesitzer. Letzteren muss man immerhin zugutehalten, dass sie keine Wahl hatten.

Wären die Jugendlichen der Mittelschule Süd direkt neben der Ludwig-Thoma-Wiese an diesem Tag nicht zu Hause im Schlafanzug durch die Wohnung gehüpft, hätten auch sie durch die Fenster ihrer Klassenzimmer den Wind dabei beobachten können, wie er sein Unwesen treibt. Bereits vor einiger Zeit hat die Stadt Bauzäune am Rande des Parkplatzes anbringen lassen. Zum Schutz der Schüler oder der Autos, das weiß man nicht so genau. Weil die Stahlkonstruktion ihnen aber wohl doch ein wenig zu trist erschien, haben sie die Zäune mit einer Plane umspannt. Nicht irgendeiner Plane, eine mit einer hübschen Waldoptik darauf.

Was zunächst wie eine gute Idee klingt, birgt in der Praxis seine Tücken. Durch die Abstände zwischen den einzelnen Stahlstreben kann der Wind einfach hindurchgleiten. In der Plane hingegen verfängt er sich, pustet mal mehr, mal weniger stark dagegen - und bringt die ganze Konstruktion so früher oder später zu Fall. Alle Autofahrer die ihr Auto über die Feiertage direkt hinter dem Zaun abgestellt haben, können also froh sein, dass der Wind in die eine und nicht die andere Richtung geweht ist. Denn niemanden ist zu wünschen, dass das neue Jahr mit einer Fahrt in die Werkstatt beginnt. Das hat sich sicher auch der Wind gedacht.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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