Mitten in Dachau:Weitsicht hilft gegen Kopfweh

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Im Landkreis Dachau leiden viele an Kopfweh. Ob das an der Politik liegt?

Von Helmut Zeller

Warum in aller Welt ausgerechnet Pfaffenhofen an der Ilm? Die beschauliche knapp 24 000 Einwohner zählende Stadt mit ihrer bekannten Gartenschau versteht sich selbst als "guten Boden für große Vorhaben". Der dürfte jetzt aber beträchtlich schwanken, nachdem die Barmer ein Ranking der Häufigkeit von Kopfschmerzen vorgelegt hat: Demnach liegt die Betroffenenrate in Pfaffenhofen an der Ilm bei 20,71 Prozent - auf dem zweiten Platz nach Ansbach in Mittelfranken mit 20,74 Prozent.

Ansbach kümmert uns Dachauer nicht, das häufige Klopfen und Stechen in den Köpfen der Pfaffenhofener berührt uns auch nicht wirklich - obschon der Landkreis Pfaffenhofen ja ziemlich nah, direkt an der Grenze zum Dachauer Land liegt, und eine Kreistagsfraktion einmal ihre Klausurtagung doch tatsächlich dort drüben abgehalten hat. Warum auch immer sie das machte, es bleibt nur zu hoffen, dass sie die Endemie bei unseren Nachbarn nicht zu uns reingeschleppt hat. Schließlich haben wir schon genügend viele Fälle: Im Landkreis liegt die Betroffenenrate der jungen Erwachsenen bei 17,86 Prozent. Dachau ist im Ranking also weit zurückgeschlagen: Die klarsten Köpfe finden sich nicht bei uns, sondern im Unterallgäu und in Lindau am Bodensee, wo nur 9,28 und 9,9 Prozent vom Kopfschmerz betroffen sind. Aber das versteht sich von selbst, gibt es doch in Dachau immer wieder Anlässe für drückende Gedanken in pochenden Köpfen - und die liefert meist die Kommunalpolitik.

Beispiel Bauausschuss des Stadtrats: Da plant ein Bauträger einen Hotelkomplex im Gewerbegebiet und will Flächen großzügig mit Hunderten von Parkplätzen zupflastern. Die Stadt hat keine Handhabe dagegen. Auf die Frage, wie man denn dieser "Verschwendung" Einhalt gebieten könne, antwortet Bauamtsleiter Michael Simon trocken: "Indem man bessere Bebauungspläne macht." Unbeantwortet blieb indes die Frage, ob die Stadträte schon bei der Aufstellung dieses Bebauungsplanes für das Areal an der Siemensstraße Kopfschmerzen hatten und deshalb nicht hellsichtig genug waren. Jetzt haben sie sie - zumindest jene, für die der Bebauungsplan ein Instrument zur Stadtentwicklung ist und nicht die Grundlage für von Bauträgern gewünschten Befreiungen. Es bleiben wie im Arztreport Fragen offen: In Bayern erhielten jedenfalls 2015 mehr als 1,2 Millionen Menschen, vor allem auch junge, die Diagnose Kopfschmerz - das hängt dann vermutlich mit der Politik im Freistaat zusammen, die jedem Zehnten - etwa im Schulalltag - aufs Gemüt respektive den Kopf schlägt.

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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