Mitten in Dachau:Von Armleuchtern und Armbädern

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Die deutsche Sprache hat viele Arm-Wörter hervorgebracht: Armleuchter, Armband, Armlehne. Doch was bitte soll ein Armbad sein?

Kolumne von Viktoria Großmann

Unvergessen jene Lateinstunde, in der das Licht ausfiel und einer aus der hinteren Reihe, der unbedarfteren Mitschülern auch mal erklärte, Bello sei Cäsars Hund, unbekümmert rief: Es sind doch genügend Armleuchter im Raum! Ein schon damals für den Lateinunterricht sehr angemessener, weil völlig veralteter Ausdruck, für den längst viel stärkere Kraftausdrücke gang und gäbe sind. Der seit der Elektrifizierung der Haushalte auch als Einrichtungsgegenstand aus der Mode gekommene Armleuchter teilt mit diesen schlimmen Ausdrücken das Schicksal der Alliteration. Wird also gerne eingesetzt, um Schlimmes anzudeuten, ohne sich einer Beleidigung schuldig zu machen.

Das führt zu der Frage, welche zusammengesetzten Substantive mit Arm die deutsche Sprache noch hervorgebracht hat oder noch hervorbringen könnte. Unverfängliches wie Armband und Armlehne ist darunter. Zu großer Berühmtheit brachte es im Jahr 2016 die Armlänge, und zwar im Zusammenspiel mit Abstand. Diesen empfahl die Kölner Oberbürgermeisterin Frauen im Umgang mit Männern und anderen zwielichtigen Gestalten. Die Republik hatte ein Diskussionsthema, zum Wort des Jahres reichte es allerdings nicht.

Vielleicht klappt es jetzt mit einem anderen zusammengesetzten Arm-Wort: dem Armbad. Ein solches beantragt die SPD-Stadtratsfraktion an der Wassertretanlage am Max-Mannheimer-Platz einzurichten. Sie legt noch eins drauf: Ein "Armbadbecken" sei in Kneippanlagen üblich. Den Rest überlässt die SPD der Fantasie oder auch Kenntnis der Leser ihres Antrages. Offensichtlich ist es unter Kneipp-Anwendern unüblich, die Hände und Arme durch ein Vorbeugen des Körpers ins selbe Wasser zu stecken wie die Füße. Oder vielleicht war Kneipp aufgrund Alter und Leibesfülle dazu nicht in der Lage oder womöglich ist vorne über beugen einfach schlecht für den Kreislauf. Ein Armbadbecken für ein professionelles Armbad muss her. Die Stadtverwaltung wird prüfen müssen, ob ein einfaches Waschbecken den Zweck erfüllt. Fürs Protokoll könnte es von Händewaschbecken in Armwaschbecken umgetauft werden.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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