Mitten in Dachau:Vom Bergsteiger zur Stubenziege

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Den von der Stadt eingesetzten Ziegen wird es zu ungemütlich am Rathausberg. In einem Brief an den OB bitten Sie nun um Versetzung in den Innendienst

Von Gregor Schiegl

Arbeitnehmer brauchen ein dickes Fell. Das gilt auch für Müsli, Annabelle und Tiffany. Bei jedem Wind und Wetter haben die Ziegen vom Dachauer Rathausberg im Auftrag der Stadt die Essigbäume im schwer zugänglichen Steilhang kahl gefressen, das war sauer verdientes Geld. Aber jetzt stehen sie da, die Saisonarbeiter, mit einem Huf im Prekariat, und fragen sich, wie sie in diesen laubarmen Zeiten noch mal auf einen grünen Zweig kommen sollen. Anscheinend haben sie auch schon eine Lösung gefunden, nämlich Umsatteln auf Amtsschimmel, mit allen Annehmlichkeiten eines Nine-to-Five-Jobs.

Auf Ihrer Facebook-Seite haben sie bereits ein Bewerbungsschreiben an Florian Hartmann (SPD) formuliert: "Lieber Herr Oberbürgermeister, langsam wird es frostig auf dem Rathausberg. Daher möchten wir uns bewerben für eine Stelle im Innendienst in einem gut beheizten Büro. Wir haben gehört, dass Sachbearbeiter im Rathaus immer gesucht werden - und Sie haben Glück, wir sind tierisch gute Sachbearbeiter: "Sachen" sind neben Essigbäumen nämlich unser Fachgebiet, und was "arbeiten" heißt, wissen wir auch - wir haben es gegoogelt! Also überlegen Sie es sich - Sie wissen ja, wo wir zu finden sind, Ihre ergebenen Rathausberg-Ziegen." Eine Gehaltsforderung stellen die Ziegen nicht. Vermutlich genügt ihnen freier Zugang zum Salzlager des Bauhofs. Bleibt immer noch die Frage zu klären, welche Aufgabenfelder sie beackern sollen.

Derzeit gibt es mehrere offene Stellen bei der Stadt, zum Beispiel Straßenwärter. Zu seinen Aufgaben gehören Mäharbeiten, das klingt ideal, hat aber einen Pferdefuß. Der Bewerber muss einen Führerschein vorweisen können. Für den Erzieherinnen-Job wird ebenfalls eine abgeschlossene Ausbildung verlangt. Lieb und flauschig sein allein reicht nicht. Als Standesbeamte wären die Ziegen ebenfalls nur bedingt geeignet: Der Brautstrauß wäre in ständiger Gefahr. Als Alternative böte sich nur noch die Bundeswehr: Der Ziegenbock Josef vom ABC-Abwehrbataillon 7 in Höxter wurde vor fünf Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Genießen kann er das nicht. Jetzt steht er im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr. Ausgestopft.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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