Mitten in Dachau:Viel Lärm um nichts

Lesezeit: 1 min

Die SPD kämpft um den Weihnachtsfrieden der Beschäftigten in den Dachauer Geschäften. Doch die Ladenbesitzer haben gar kein Interesse, ihre Türen an Heiligabend zu öffnen

Von jacqueline lang

Zeit für mehr Gerechtigkeit. Mit diesem Slogan ist Martin Schulz für die SPD im September zur Wahl angetreten. Seitdem ist sehr viel oder sehr wenig passiert. Wie man das sieht, liegt wohl im Auge des Betrachters. Fest steht: Gerechtigkeit wurde bislang weder den Sozialdemokraten selbst noch ihrer Wählerschaft zuteil, doch das ist für den Ortsverband in Dachau keineswegs ein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen.

Im Gegenteil: Sie kämpft weiter für Beschäftigte, die an Heiligabend, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, von ihren Arbeitgebern zur Arbeit verdonnert werden sollen. Blöd nur, dass es laut dem Handelsverband Bayern (HBE) im Freistaat überhaupt gar keine Geschäftsinhaber gibt, die ihre Läden an Weihnachten öffnen möchten. Weder kleine Einzelhandelsgeschäfte noch Discounter wie Aldi und Penny. Sie alle sprechen sich dafür aus, dass man Weihnachten im Kreis der Familie und nicht hinter der Supermarktkasse verbringen soll - Profitgier hin oder her. Für wen oder was kämpft die SPD da also eigentlich?

Auf Nachfrage erklärt SPD-Vorstandsvorsitzender des Ortsverbands Dachau Sören Schneider, man habe natürlich nicht alle Geschäfte dazu befragt, wie sie die Sonderregelung handhaben. Laut dieser Regelung ist es Lebensmittelgeschäften auch an Weihnachten erlaubt für bis zu drei Stunden ihre Türen zu öffnen. Die Forderung der SPD, den Weihnachtsfrieden der Beschäftigten zu wahren, habe sich vor allem auf die Sorge bezogen, einige der Franchise-Unternehmer könnten sich nicht an die Weisung der Franchisegeber halten. Konkrete Verdachtsfälle gebe es allerdings keine, so Schneider, aber ganz ausschließen könne man es eben auch nicht.

Kämpft die SPD mit ihrer Forderung womöglich nicht in erster Linie für benachteiligte Kassierer und Kassiererinnen, sondern vor allem für sich selbst? Immerhin könnte sie, wenn wirklich alle Lebensmittelgeschäfte geschlossen bleiben, darauf hinweisen, dass so ihr Vorschlag von Anfang an gewesen sei. Wenn am 24. Dezember wider erwarten doch ein Geschäft offen hat, dann, ja dann, wiederholt sich eben exakt zwei Monate nach der Wahl erneut eine Niederlage für die ohnehin geplagte SPD. Bleibt nur zu wünschen, dass auch die Partei selbst den Weihnachtsfrieden finden und genießen kann - und bei all dem Stress nicht vergisst, spätestens am 23. Dezember alle Einkäufe zu erledigen.

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: