Mitten in Dachau:Verwirrung am Bahnhof

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Die Stadt informiert über eine Räumaktion an den Fahrradständern - und stiftet damit fast ein Chaos. Die knappe Mitteilung lässt Raum für Spekulationen: Welche Fahrräder, wie lange und warum?

Kolumne von Viktoria Großmann

Fahrradständer, so die verbreitete Meinung, sind zum Abstellen von Fahrrädern da. Wie soll man also Schilder am Dachauer Bahnhof verstehen, die einem genau das verbieten sollen? Als Aprilscherz? Obwohl schon der 1. Mai ist? Und wie lange sollen die Fahrradständer leer bleiben? Nur am 2. Mai, für den die Schilder eine Räumaktion ankündigen? Für ein paar Tage? Oder für immer? Und wohin nun mit dem Fahrrad? Interpretationsmöglichkeiten eröffnen sich. Gemeint sind bestimmt nur wild geparkte Räder, also jene, die in den Abstellanlagen keinen Platz hatten. Oder? Eine Bahnhofsradlerin will vorsichtshalber in die Nähe der Packstation an der Post ausweichen. Dort soll nichts weggeräumt werden. Andererseits wäre das jetzt die Möglichkeit, das Parkhaus auszuprobieren, dem manche Radler offenbar noch etwas unsicher begegnen. Die Homepage der Stadt Dachau kündigt etwas kryptisch eine allgemeine Räumaktion an und verwirrt mit der Formulierung "bei den Fahrradständern" vor dem westlichen Eingang und "im Durchgang linksseitig". Also was jetzt? Steht das Radl bei dem oder im Fahrradständer? Und was soll das Ganze überhaupt?

Die Stadt Dachau wollte herausfinden, welche der Räder am Bahnhof noch einen Besitzer haben, der sich kümmert, und welche verlassen wurden. Wollte also gute von schlechten Rädern trennen, damit die guten am Ende mehr Platz haben. Zudem sollte geputzt und kaputte Abstellanlagen repariert oder ausgetauscht werden, so heißt es aus dem Rathaus. Nun ja. Am Hauptbahnhof in München gibt es solche Aktionen regelmäßig. An offensichtlichen Schrotträdern werden dann zunächst Schilder angebracht. Werden die Gefährte daraufhin nicht vom Besitzer abgeholt, werden sie von der Stadt entfernt und können, falls sich der Besitzer doch noch einfindet, eingefordert werden. An den Dachauer Bauhof sollten sich auch all jene wenden, die ihr Fahrrad nach der Aktion vom 2. Mai vermissen. Auch das ist aus dem Rathaus zu erfahren. Die Dachauer Kommunikation hält sich eben nicht mit ausufernden Beschreibungen auf, sondern verlässt sich auf das nicht zu übersehende Fahrradparkhaus am Ostausgang. Das sendet eine ganz deutliche Botschaft: Benutz mich!

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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