Mitten in Dachau:Verhängnisvoller Flirt

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Bei einer Zigarette vor dem Club kommt man leicht ins Gespräch. Aber Vorsicht: Ein Flirt in angetrunkenem Zustand birgt auch Gefahren

Von Benjamin Emonts

Den dunklen, vernebelten Club für ein paar frische Atem- oder auch Zigarettenzüge zu verlassen - das kann sich durchaus lohnen. Draußen, wo das Licht heller und die Musik leiser wird, hat sich schon so mancher Flirt entwickelt, ist schon so manche Liebelei entflammt - sei sie auch nur für eine Nacht. Bei einer Zigarette kommt man nun mal leichter ins Gespräch als bei ohrenbetäubenden Bässen. Nicht zu vergessen, dass man sein Gegenüber draußen besser sieht als im künstlichen Nebel des Clubs. Man will ja nicht oberflächlich sein. Aber wer kauft schon gern die Katze im Sack.

Aber Vorsicht: Das draußen Abhängen birgt auch Gefahren, wie sich vor dem Club Roxy in der Dachauer Altstadt gezeigt hat. Eine junge Frau, gerade mal 21 Jahre alt, hatte sich dort ordentlich mit Bier und Tequila betrunken und zwei Promille getankt, bevor sie die empfohlene Zigarettenpause im Freien antrat. Natürlich dauerte es nicht lange, bis sich ein junger Mann zu ihr gesellte. Was dann geschah, lässt sich bis heute leider nicht klären - selbst nicht vom Amtsgericht Dachau. Sicher ist nur, dass beiden Flirtpartnern plötzlich das Mobiltelefon fehlte. Aus Komplimenten wurden gegenseitige Anschuldigungen, aus Streicheleinheiten unprofessionelle, von Laien durchgeführte Taschenkontrollen. Doch von den Handys fehlte weiter jede Spur.

Es kam die Polizei. Das verschwundene Smartphone der 21-jährigen Dachauerin hatte ein Türsteher dem verdächtigten Mann da bereits abgenommen. Dessen Handy wiederum fanden die Polizisten tatsächlich in der Tasche der Dachauerin. Gegen beide wurde Strafanzeige wegen Diebstahls erhoben. Während das Ermittlungsverfahren gegen den jungen Mann vorab eingestellt wurde, musste sich die 21-Jährige nun vor dem Amtsgericht Dachau verantworten. Ihr Handy war weitaus wertvoller als jenes ihres vermeintlichen Verehrers. Auch erweckte sie nicht annähernd den Eindruck, kriminell zu sein. Der von der ominösen Geschichte erkennbar verwirrte Amtsrichter Daniel Dorner stellte das Verfahren gegen die 21-Jährige letztlich ebenfalls ein. Seine Vermutung: Beide könnten, um die Nummern auszutauschen, gleiches mit ihren Smartphones getan und es anschließend vergessen haben. Flirten ist eben nicht immer einfach - selbst draußen vor der Tür.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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