Mitten in Dachau:Ultimativer Platsch an der Amper

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Abends wird es still am Fluss, alles schläft. Aber nicht alle Tiere. Und auch nicht alle Menschen

Kolumne von Gregor Schiegl

Abendspaziergänge an der Amper sind was Schönes. Man sieht die Sterne am Himmel funkeln oder auch nur einen Vorhang aus silbernem Dunst, der über dem Wasser hängt. Kein Mountainbiker knirscht dann auf den Wegen, kein Jogger hoppelt vorüber, es schweigen die Stöcke der Nordic Walker, die bellenden Hunde, und die Babys schlafen still daheim in ihren Bettchen und werden nicht mehr im Kinderwagen durchgeschüttelt wie ein Wodka Martini werden - ja, diese überlaufenen Wege sind auf einmal sehr einsam und sehr still. Über allen Gipfeln ist Ruh.

Bis es laut platscht, und man nach dem ersten Erschrecken denkt, da treibe wohl irgend so ein Freiluftfanatiker sein Unwesen, der nichts Besseres zu tun hat, als im Schutze der Dunkelheit ärschlings voraus ins eisige Wasser zu springen. Tatsächlich ist es der nachtbadefreudige Biber, der seinen torpedoförmigen Luxuskörper in die Fluten katapultiert, wobei es ihm offenbar weniger um Haltung oder artistische Gewandtheit geht als um den ultimativen Platsch. Vielleicht ist es ein angeborenes Imponiergehabe, um potenzielle Feinde abzuschrecken, damit sie denken, dieses struppige Ungetüm müsse die Dimensionen eines Nilpferds haben, eines Hippopotamus Amperensis, 18 Tonnen schwer, mit Kampfpaddelschwanz und Kettensägenzähnen.

Doch es müssen nicht immer billige Schockeffekte sein. Seit einigen Tagen bieten die Amperauen auch etwas für Freunde des gepflegten Grusels. Auf Höhe des Dachauer Naturfreundehauses ist wieder ein Käuzchen aktiv und ruft ein lautes "Huhuuu!" in die Nacht, auf dass vielleicht ein anderes Käuzchen zurück huhut. Besonders furchteinflößend ist das nicht, eher heimelig und nostalgisch wie die Wiederholung einer verschwommenen Edgar-Wallace-Verfilmung. Dann dröhnt ein Proll in seiner getunten Karre durch die Nacht, der Motor röhrt und jault, eine halbe Stunde lang, denn er fährt immerzu im Kreis. Nicht ärgern. Auch der will nur Aufmerksamkeit. Römm-römmm! Römm-Römm!

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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