Mitten in Dachau:Touristisches Entwicklungsland

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Auch der Monte Kienader kann dem Landkreis nicht zu einem Boom bei den Übernachtungszahlen verhelfen

Von Erich C. Setzwein

Man mag sich gar nicht vorstellen, was aus den Plänen für eine Skischaukel zwischen Bergkirchen und Günding geworden wäre. Sicherlich, es hätte einige Proteste gegeben gegen den Speichersee für die Beschneiungsanlage, aber letztlich hätte ein bayerisches Gericht so entschieden wie es über das Sudelfeld gerichtet hat: Erst kommt der Skifahrer und dann die Natur. Die grünen Protestler und die echten Wintersportler hätten sich danach ihre Ski angeschnallt und wären die paar Meter mit dem Lift den Hügel hochgefahren, um in dem opulenten Werbefilm mitwirken zu können, den Bürgermeister Simon Landmann für die über-über-über-übernächsten Weltmeisterschaften hätte drehen lassen. Und die Sportgaststätte hätte angebaut, um die vielen Gäste von nah und - vor allem - fern unterbringen zukönnen.

Doch aus diesen Plänen ist nichts geworden, weil es an Übernachtungen fehlt. Um 0,7 Prozent ist die Anzahl der Übernachtungen seit dem Februar vergangenen Jahres zurückgegangen - bei solchen Zahlen wird kein teuer bezahlter Tourismusmanager oder cleverer Reiseveranstalter auf die Idee kommen, Menschen zum Winterurlaub in den Landkreis Dachau zu holen. Zu niedrig die von der Eiszeitmoräne zusammengeschobenen Buckerl, zu wenig Möglichkeiten, sich beim Après-Ski zu vergnügen.

Statistische Zahlen über den Tourismus in Bayern werden veröffentlicht wie solche vom Arbeitsmarkt. Meist gibt es eine gute Nachricht voraus, und wer weiter hinten in den Mitteilungen liest, stößt meist auf das Gegenteil von dem, über was er sich auf der ersten Seite gefreut hat. Das ist auch bei der jüngsten Meldung aus dem Landesamt für Statistik so, in der die gestiegene Zahl der Gästeankünfte im Februar bejubelt wird. Da wächst die Gästezahl auf die Großstadtgröße von 2,2 Millionen, die Zahl der Übernachtungen auf 5,8 Millionen - in ganz Bayern. Das ist beeindruckend, wird aber von der Tatsache relativiert, dass es Landkreise gibt, in denen sich touristisch so gut wie gar nix tut. Dachau ist ein Beispiel. Da kamen im Februar 8411 Gäste und blieben im Schnitt 2,3 Tage lang. Zwei Tage im Februar können im Landkreis eine lange Zeit sein.

Zum Skifahren dürften die wenigsten angereist sein, sonst hätten die Dachauer Beherbergungsbetriebe und der Skilift am Monte Kienader so viel zu tun gehabt wie im Kreis Garmisch-Partenkirchen, wo mehr als 190 000 Übernachtungen gezählt wurden. Zugegeben: Dort stehen auch neunmal so viele Betten zur Verfügung wie in Dachau. Daran würde ein Anbau an die Sportgaststätte Günding auch nichts ändern.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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