Mitten in Dachau:Tierische Kollegen

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Die Stadt hat eine Antwort auf den Fachkräftemangel gefunden, zumindest in einem Bereich. Die Antwort lautet: "Mäh!"

kolumne Von Viktoria Großmann

Viel wird geklagt über die Vollbeschäftigung. Wer schon einen Job hat, braucht nicht noch einen. Es fehlen also Fachkräfte. Bäcker, Tellerwäscher, Straßenbauingenieure, Verwaltungsfachwirte, Krankenschwestern, Erzieherinnen. Dass diese Fachkräfte schwer zu bekommen sind, liegt im Falle der letzteren manchmal an den unanständigen Löhnen und im Falle vieler anderer an unanständigen Mieten und Grundstückspreisen. Es wird Zeit für neue Ideen. Die innovative Stadt Dachau hat sich schon vor Jahren nach Ersatz für städtische Mitarbeiter umgesehen, die effizient arbeiten, dabei aber möglichst keinen Büroplatz verbrauchen, denn auch solchen hat das Rathaus nicht mehr anzubieten. Fündig wurde die Stadt bei einem Tierhalter im Nachbarlandkreis.

Bereits zum fünften Mal rückt demnächst die Gärtnerkolonne der Ziegen und Schafe an. Die turnerisch begabten Ziegen werden die Essigbäume am Rathausberg kürzen, die Schafe werden am Rodelberg weiden. In wenigen Tagen, spätestens Anfang Juni, sollen die Saisonmitarbeiter eintreffen, sagt Bauamtsleiter Moritz Reinhold, für den solche Art Kollegen offensichtlich noch neu sind. Er hat sein Amt erst im Herbst angetreten. Von den Dachauern werden die Tiere hingegen mit Sehnsucht erwartet. Ihre Miniaturfreunde im englischen Teil des Hofgartens sind schließlich schon da. Die Ouessant-Schafe bleiben klein und haben tatsächlich noch winzigere Junge dabei, die im noch nicht abgemähten Gras beinahe verschwinden.

Bleibt die Frage, wie die Idee der tierischen Mitarbeiter weitergeführt werden kann. Dass es eine weise Entscheidung war, Böcke zu Stadtgärtnern zu machen, ist offensichtlich. Hat es sich aber auch bei der Polizei herumgesprochen, dass Hunde hervorragende Schnüffler sind? Schneller sind sie auch und sie brauchen keinen Parkplatz. Könnte eine Großfamilie von Maulwürfen fehlende Bauarbeiter an der Hallenbad-Grube ersetzen? Biber in den Kanalbau, Wühlmäuse ins Tiefbauamt? Natürlich stellt sich auch bei diesen Angestellten die Frage nach dem Arbeitsschutz. In den USA gab es hierzu bereits Proteste der Gewerkschaften. Also der Gewerkschaften der menschlichen Angestellten, die durch Tiere ersetzt wurden. Im Landkreis Dachau ist es wahrscheinlicher, dass sich demnächst die Tiere organisieren und auf Umsetzung der EU-Verordnung zur Arbeitszeiterfassung drängen. Schließlich fressen die Ziegen ja auch in ihrer Mittagspause.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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