Mitten in Dachau:Servicewüste in der Altstadt

Lesezeit: 1 min

Gaststätten, Metzger und Bäcker bieten dem Hungrigen normalerweise eine breite Auswahl in Dachau. Nur leider nicht in den Ferienwochen

Von Robert Stocker

Wer noch nicht im Urlaub weilt und sich am Strand von Rimini rekeln kann, für den hat die Ferienzeit trotzdem etwas Angenehmes. Die Daheimgebliebenen wirken entspannter als sonst und schalten mindestens einen Gang runter. Das fällt in diesen Wochen auch ziemlich leicht. Kein Gewusel im Supermarkt, wo die Kunden in der Regel um einen Platz in den Gängen kämpfen und sich in die Schlange vor der Kasse drängeln. Die Straßen sind erfrischend frei; die Fahrt zum Arbeitsplatz ist fast ein Vergnügen. Es sind einfach weniger Menschen unterwegs. Und im Lieblingsrestaurant ist immer ein Tisch zu finden - es sei denn, das Lokal hat Betriebsurlaub.

Leider trifft das derzeit auf viele Läden und Lokale in der Dachauer Altstadt zu. Wer dort arbeitet, kann sich kaum mehr mit Essen versorgen. Die Servicewüste beginnt im Café Glück, dessen feiner Cappuccino immer ein Highlight des Tages ist. Es hat noch bis 2. September geschlossen. Der Thailänder Sukothai zwei Häuser weiter ist bis 31. August ebenfalls dicht; sein netter Biergarten am Pfarrplatz liegt sträflich brach. Die Metzgerei Helfer in der Augsburger Straße hat zwei Wochen Betriebsurlaub. Heißt: Auf die Leberkässemmel oder Fleischpflanzerl muss verzichtet werden. Und das griechische Restaurant Bakalikon? Natürlich geschlossen, wegen Betriebsurlaub. Gott sei Dank hat noch der Laden des Franziskuswerks auf, der knusprige Hähnchenkeulen im Angebot hat. Doch inzwischen sieht es hier aus wie in einem Geschäft in der Ostslowakei Anfang der Neunzigerjahre. Die Regale sind leer gefegt, die Brotzeittheke ist nicht mehr bestückt, der Obst- und Gemüsestand ist verschwunden. Es herrscht Ausverkauf. Na klar, der Laden macht seine Pforten an diesem Freitag endgültig dicht. Ob es dort jemals wieder mit Tomaten und Mozzarella belegte Semmeln gibt, steht in den Sternen.

Nächste Woche wird die Servicewüste also noch größer sein. Höchste Zeit, selbst in Urlaub zu gehen.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: