Mitten in Dachau:Selbstkritik gegen Aufpreis

Lesezeit: 1 min

Die Post ist ein hochmodernes Unternehmen und gesteht Fehler offen ein

Von Viktoria Großmann

Zu den verbreiteten Samstagsbeschäftigungen der Deutschen gehört das Schlangestehen bei der Post. Dabei würde dieses Unternehmen in seiner Beliebtheit möglicherweise einige Plätze selbst hinter der Deutschen Bahn rangieren, wenn es genügend Unternehmen gäbe, welche die Plätze dazwischen mit miserablem Service zu füllen in der Lage wären. Doch die Post ist ein innovatives, modernes und selbstkritisches Unternehmen. Leider bleibt das den meisten Menschen verborgen, weil sich im beständigen Kopfschütteln über die Post ihr Blick getrübt hat. Beklagt werden die Öffnungszeiten - von 9 Uhr an, wenn die meisten Menschen bereits im Büro sitzen bis 18.30 Uhr, wenn sie noch auf die S-Bahn warten, dafür am freien Erledigungssamstag bis 12.30 Uhr, wo sich die Schlange am Bahnhofsvorplatz mit den Wartenden auf den Bus vereinigt - und der Service: zwei Schalter scheinen grundsätzlich der Dekoration zu dienen, an zwei der drei geöffneten wird über Bankgeschäfte verhandelt und nervenaufreibend sind die Ruhe und Gelassenheit, mit der Post-Mitarbeiter Pakete behutsam auf gewundenen Wegen aus fernen Lagerräumen heran transportieren.

Dabei gesteht die Post Fehler offen ein und weist laut vernehmlich ihre Kunden auf die Möglichkeit von Mängeln hin. So ist es möglich, ein Päckchen bei der Post einfach so zu verschicken - macht 3,40 Euro - oder aber, wie die freundliche Frau am Schalter erklärt, es gegen Aufpreis so zu versenden, dass man im Falle, dass es nicht ankommt, nachvollziehen kann, wo es abgeblieben ist. Das wäre ungefähr so, als würde die SZ dem Zeitungsleser gegen ein Mehrgeld anbieten, Fehler zu erklären. Als würde der Bäcker Brötchen verkaufen und für etwas mehr Geld versuchen herauszufinden, warum sie dem Käufer nicht schmecken. Es ist ein wunderbares Konzept in Zeiten, in denen nichts kostbarer ist als Transparenz und Offenheit. In denen das Erklärenkönnen von Fehlern wichtiger ist, als keine Fehler zu machen. Die Post als hochmodernes Unternehmen ist vorn dabei. Eine Garantie dafür, dass das Paket wirklich ankommt - ob nachvollziehbar oder nicht - kann man bei der Post übrigens für kein Geld der Welt kaufen.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: