Mitten in Dachau:Schwimmen im Eisbad

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Die Stadtwerke wollen das Frei- und Hallenbad teilweise gleichzeitig öffnen. Ist das eine Reaktion auf den Klimawandel?

Von Thomas Altvater

Als die ersten Menschen in Dachau sesshaft wurden - in der Jungsteinzeit vor mehr als 5700 Jahren - badeten sie vermutlich im bitterkalten Wasser der Amper. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich das Baden von der lästigen Alltagsroutine zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung. Die frühen Dachauer wollten nicht mehr nur in der Amper baden, und vor allem nicht nur im Sommer. Mit den Römern kam schließlich eine neue Erfindung ins Land: die Therme. Es war die Geburtsstunde der Hallenbäder. Von nun an konnte man im Sommer draußen und im Winter in den Hallenbädern schwimmen. Doch diese Jahrhunderte alte Trennung wird nun immer mehr aufgeweicht, auch in Dachau.

"Einführung von Parallelbetrieb von Hallen- und Freibad", so steht es in der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Werkausschusses im Stadtrat geschrieben. Soll das Freibad nun auch im Winter, für die hartgesottenen und eher urtümlichen Schwimmer, geöffnet werden? Oder das Hallenbad im Sommer, für all diejenigen, die bereits bei einem leichten Luftzug frösteln?

Wie auch immer - der Schritt der Dachauer Stadtwerke ist verständlich. Zu unbeständig war das Wetter in den vergangenen Jahren. Mal ließ der Sommer ewig auf sich warten und es schneite noch im April. Mal war der Frühling derart warm, dass bereits im März die Maiglöckchen blühten. So bleibt den Stadtwerken gar nichts anderes übrig, als durch die gleichzeitige Nutzung von Hallen- und Freibad auf den Klimawandel zu reagieren. Doch ist das Baden heutzutage überhaupt noch zeitgemäß? Während andere Menschen um ihren täglichen Bedarf an Trinkwasser kämpfen müssen, planschen wir in Wellen- und entspannen in Solebädern. Dabei würde es doch schon reichen, wenn man wenigstens mit einem schlechten Gewissen die Currywurst im Bade-Bistro hinunterschlingt.

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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