Mitten in Dachau:Rettung in drei Akten

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Der Zufall kam einer Frau zu Hilfe, die fast in der Amper ertrunken wäre

Kolumne von Lena Krafft

Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben, auch wenn sie manchmal etwas kurios geraten. Doch nicht einmal Goethe hätte das Drama in drei Akten wohl besser zu inszenieren gewusst, das sich vor Kurzem am Amperweg in Dachau ereignete und über das nun Feuerwehr-Pressesprecher Wolfgang Reichelt berichtete.

Der Auftakt: Am vergangenen Mittwochabend alarmierten Passanten die Wachbereitschaft der Feuerwehr Dachau. Sie meldeten, dass eine Person bewusstlos am Grünstreifen des Amperwegs liege. Die herbeigeeilten Retter konnten jedoch rasch Entwarnung geben, die leicht alkoholisierte Person hatte lediglich neben dem Fußweg ein Nickerchen eingelegt. So weit, so gut.

Nun folgt im zweiten Akt jedoch eine überraschende Wende in der Handlung, denn noch während man sich um den Trunkenbold kümmerte, tönten Hilferufe aus dem nahegelegenen Böschungsbereich der Amper. Die hinübereilenden Einsatzkräfte fanden dort eine ältere Dame in misslicher Lage. Sie war aus unbekannten Gründen vom Fußweg in die Amper geraten, hing nun mit letzten Kräften an einem Baum an der Böschung und rief um Hilfe.

Im finalen Akt befindet sich nun der dramaturgische Höhepunkt des Stücks. Die Feuerwehr sicherte die Frau und führte die Erstversorgung der Schwerverletzten durch. Wenig später wurde sie vom zwischenzeitlich eingetroffenen Rettungsdienst versorgt und in Begleitung des Notarztes in eine Klinik gebracht.

Ein glückliches Ende einer zufälligen Rettung also, wobei der Dank nicht nur der Feuerwehr gilt, sondern letztendlich auch den Passanten, die sich um den vermeintlich Hilfsbedürftigen sorgten und deshalb die Einsatzkräfte alarmierten. So retteten sie - und das ist der Clou des Stücks - unwissentlich einer Frau das Leben. Diese wäre sonst möglicherweise unbemerkt wieder zurück in den Fluss gefallen. Doch so kann die Vorstellung mit Applaus beendet werden und man will erleichtert sagen: Unverhofft kommt oft und Glück im Unglück. Bravo!

© SZ vom 19.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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