Mitten in Dachau:Reinigung für alle

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Putzen ist gesundheitsfördernd und erholsam. Die Stadt Dachau will ihren Bürgern etwas Gutes tun und ruft sie deshalb zum kollektiven Großreinemachen am 1. April auf. Kein Scherz

Von Viktoria Großmann

Viele Menschen beginnen das Wochenende mit Aufräumarbeiten. Bis mindestens Samstagnachmittag sind sie damit beschäftigt, die Spuren, welche die vorangegangene Woche hinterlassen hat, zu beseitigen. Socken werden aus den unwahrscheinlichsten Winkeln der Wohnung zusammen getragen. Der Salat im Kühlschrank, der wieder nicht gegessen wurde, wird zuversichtlich durch einen neuen ersetzt, der Rollsplitt einer Arbeitswoche verschwindet im Staubsaugerbeutel. Am Sonntag erscheint die Wohnung halbwegs übersichtlich - bevor sich das Croissant unter den Küchentisch verkrümelt.

So ist das menschliche Leben ein ewiger Kreislauf aus Dreck und Reinigung. Falls man sich außer auf die Steuern und den Tod noch auf anderes verlassen will, dann ist man beim ewig wiederkehrenden Dreck und der ständig sich wiederholenden Notwendigkeit, ihn zurück zu drängen, sehr gut aufgehoben. Es ist ein Kreislauf des Lebens. Wer versucht, im Alltag nicht zu schmutzen und Verunreinigung nicht entstehen zu lassen, der hat von der Dynamik des Lebens nichts verstanden und wird bald auf der Stelle treten. In Karlsfeld hat die Brasilianerin Tayama da Silva-Nielsen aus Putzlappen Kunst gemacht. Religionen, Philosophien, Weltanschauungen, der Lebensmittelmarkt und das Hotelgewerbe propagieren die Reinigung in jeder Hinsicht als gesundheitsfördernd und erholsam.

Auch die stets um das Wohl ihrer Bürger besorgte Stadt Dachau nimmt diesen Gedanken auf und ruft für den 1. April, kein Scherz, zu einem kollektiven Großreinemachen auf. Natürlich an einem Samstag. Gesäubert werden der Schleißheimer Kanal und andere städtische Dreckecken. Die vielen Dachauer Schmutzfinken machen dieses Gemeinschaftserlebnis erst möglich - Anmeldung beim Stadtbauhof bis Freitag, 3. März, unter 08131/75 48 80. Informelles Motto: Wer nicht putzt, wird einsam und dick. In diesem Sinne sei allen, die an diesem Montag wieder antreten, die Teeküche der Bürogemeinschaft zu verschmutzen, gesagt: Überlasst das wertvolle und erholsame Aufräumen verklebter Kaffeetassen und verschmierter Teller nicht immer denselben Gesundheitsstrebern! Lasst euch nicht aus der Küche verdrängen! Putzen ist Lifestyle.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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