Mitten in Dachau:Politik in der Schafkopfrunde

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Kommunikation ist Ansichtssache

Von Viktoria Grossmann

Dass man miteinander reden muss, ist ja klar. Gegenstand täglicher Irritation bis hin zur Frustration ist das Wie. Viele denken noch immer, beim Lunch finde man gut zueinander, dabei weiß doch jeder, dass man mit vollem Mund nicht spricht und so manches Thema beim Essen auch einfach zu unappetitlich ist. Andere halten es bereits für ein gutes Gespräch, sich beim Schafkopfen ein paar Kartelausdrücke um die Ohren zu hauen und dazwischen ein Halbgerücht in die Welt zu setzen. Die einen schätzen das offene Gespräch, andere das Hinterzimmer - zu diesen zählt offenbar die Dachauer CSU. Sie ist des Öfteren unzufrieden mit dem Kommunikationsverhalten des SPD-Oberbürgermeisters Florian Hartmann.

Kürzlich fiel es dem OB und seiner Verwaltung ein, auf eine schriftlich ergangene Information zur Änderung des Flächennutzungsplanes in Röhrmoos eine ebenfalls schriftliche Stellungnahme abzugeben. Die Kommunikation zwischen Verwaltungen kann beruhigend einfach sein: Jeder füllt seine Formblätter aus, keiner muss beleidigt sein. In diesem Formblatt nun befand sich auch der Hinweis, die Gemeinde Röhrmoos möge, wenn möglich, Wohngebiete in S-Bahn-Nähe planen. Und nicht im Nichts, wo den neuen Einwohnern dann gar nichts anderes übrig bleibe, als über Dachauer Stadt- (und Wohn-) gebiet mit dem Auto Richtung München zu fahren.

Das sei nicht die richtige Art, so etwas mitzuteilen, befand CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky. "Das ist etwas, was man sich mal unter Bürgermeistern sagen kann", mahnte sie den nicht einmal halb so alten Hartmann im Erzieherinnenton. "Also ich wäre darüber ein bisschen beleidigt", fügte sie an. Die CSU war auch der Meinung gewesen, dass Röhrmoos vor dem öffentlichen Beschluss im Werkausschuss über die Windkraftpläne der Stadt hätte informiert werden müssen - so von Bürgermeister zu Bürgermeister. Von der anderen Seite des Tisches wollte ein SPD-Stadtrat daraufhin wissen, ob Hartmann informell und mündlich von den Wohnbauplänen in Röhrmoos Kenntnis erlangt habe. "Nein", erklärte der Oberbürgermeister. "Und das braucht es auch nicht. Die Zeiten, in denen Kommunalpolitik beim Schafkopfen ausgekartelt wurde, sind Gott sei dank lange vorbei." Nun ja. So lange auch noch nicht. Von Dachauer Seite seit etwas mehr als drei Jahren.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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