Mitten in Dachau:Nur ein Depp parkt per App

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Die Telekom freut sich über ihre App zum Bezahlen von Parktickets. Ob es die Kunden freut, ist fraglich. Denn die Telekom will am Parken mitverdienen

Kolumne von Viktoria Großmann

Zu Beginn der neuen Woche erreicht die Dachauer Autofahrer eine Jubelnachricht von der deutschen Telekom. Endlich müssen sie nicht mehr nach Kleingeld kramen, sondern können nun die Parkgebühr "einfach mit dem Smartphone bezahlen", die "Parkdauer minutengenau buchen" und "von unterwegs bequem die Parkzeit verlängern". Die App, welche die Telekom dazu programmiert hat, heißt "Park and Joy". Selten hat es soviel Freude gemacht, sein Auto zu parken, soll das wohl heißen. Dachau kann sich dabei als Pilotstadt fühlen, Park and Joy gibt es nämlich erst in 35 deutschen Städten.

Angesichts dessen, dass man seit geraumer Zeit alles mögliche mit dem Smartphone zahlen kann, freut sich die Telekom wohl auch deshalb so, weil sie es als einer der letzten Bummelanten nun auch geschafft hat, an dem Markt noch ein kleines bisschen teilzuhaben. Volksbanken und Sparkassen bieten die Möglichkeit längst an, ein Discounter hat sogar eine eigene App und natürlich haben alle Smartphone-Betriebssysteme Apps im Programm. Die Freude der Telefongesellschaft ist aber wohl noch anders zu deuten: Natürlich ist die Telekom-App nicht umsonst. Autofahrer, die sie nutzen, zahlen nicht nur Park-, sondern auch Servicegebühren. 19 Cent "pro Parkvorgang" in den einfacheren Tarifen. Oder 1,99 Euro im Monat. Wenn das für den Kunden kein Anlass zur Freude ist. Noch funktioniert das nicht auf allen Flächen, zum Beispiel nicht in Parkhäusern. Der Autofahrer und Telekomkunde muss nun nicht nur nach einem raren Parkplatz Ausschau halten, er muss gleichzeitig in seiner App nachschauen, ob er am ergatterten Platz per App zahlen kann. Die Sucherei nach dem Kleingeld entfällt, dafür kommt eine andere dazu.

Man muss das Angebot der Telekom vielleicht ganz anders verstehen. Es könnte sich um einen geheimen Plan handeln, das Autofahren und Parken in Städten langfristig abzuschaffen, indem man es noch unangenehmer und teurer macht. Vielleicht wurde die Telekom von Greenpeace- und Fahrradlobbyisten gehackt. Nein, die Vorstellung ist wohl zu fantastisch. Für ihren legendären Ruf der Verschlimmbesserungen sorgt die Telekom schon selbst.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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