Mitten in Dachau:Mehrweg-Initiative für Kaffeetrinker

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Die Stadt hat sich nicht rangetraut: Aber der Landkreis startet jetzt eine Initiative für wieder verwendbare Kaffeebecher - wenn Geschäftsleute und Kunden mitspielen kann eine Menge für die Umwelt getan werden

Kolumne von Petra Schafflik

Meist siegt die Bequemlichkeit: Wer sich unterwegs einen Kaffee holt, wirft kurze Zeit später den leeren Kunststoffbecher weg. Die Müllberge, die so entstehen, sind enorm, pro Stunde werden in Deutschland 320 000 Einweg-Kaffeebecher entsorgt. Trotz der kurzen Nutzungszeit ist der Lebenszyklus der Wegwerfbecher ressourcen- und energieintensiv. Mit Mehrweg ließe sich deshalb nicht nur Müll vermeiden, auch Rohstoffe könnten gespart, der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden. Auch in der Region nehmen viele Bürger gerne Coffee-To-Go im Wegwerfbecher mit - und deshalb startet der Landkreis jetzt auf Antrag der Grünen-Fraktion eine Mehrweg-Initiative. Der Kreis packt damit ein Projekt an, das im Dachauer Stadtrat im vorigen Jahr knapp gescheitert ist.

In der Stadt hatten sich nach einer Umfrage im Vorfeld nur wenige Café-Betreiber für das Mehrwegsystem Recup interessiert. Davon ließ sich die Mehrheit der Stadträte abschrecken - der Landkreis geht das Thema jetzt breiter an: Kaffeeanbieter will man für ein Mehrwegkonzept motivieren, egal welches. Die Betriebe können von Kunden mitgebrachte Tassen auffüllen oder eines der gängigen Pfandsysteme anbieten. Das bekannteste ist Recup, das sich im Großraum München durchgesetzt hat und vermutlich für Pendler interessant wäre. Das erklärte Antje Burger von der Kommunalen Abfallwirtschaft des Kreises, die das Maßnahmenpaket "Mehrweg-Kaffeebecher" im Umwelt- und Kreisausschuss präsentierte. Bei Recup werden einheitliche Becher gegen einen Euro Pfand ausgegeben, in München gibt es 200 Verkaufsstellen, in Dachau hat die Naturkostinsel das System eingeführt.

Aber nicht nur Kaffee-Anbieter gilt es zu überzeugen, auch die Kunden müssen mit ins Boot. Das Landratsamt wird deshalb Flyer verteilen, Kunden befragen und Listen mit umweltfreundlichen Kaffee-Anbietern erstellen. Teilnehmende Filialen sollen durch Aufkleber erkennbar sein. Das engagierte Konzept lobte Fraktionsvorsitzende Marese Hofmann (Grüne) als "guten Weg." Denn wenn nur ein Prozent der Fahrgäste, die an einem der Bahnhöfe im Landkreis in den Zug zu- oder aussteigen, künftig einen Mehrwegbecher nutzen, spart das pro Jahr 124 000 Becher, 2,5 Tonnen Kohlendioxid, 12 Megawattstunden Energie und 53 000 Liter Trinkwasser - beeindruckend, was da Antje Burger ausgerechnet hat. Natürlich, das weiß Landrat Stefan Löwl (CSU), wird die Bequemlichkeit ein harter Gegner sein. "Wegwerfen ist immer einfacher als zurückgeben". Und Kreisrat Edgar Forster (FW) sagt: "Einen Ignoranten werden wir nie überzeugen." Aber klar ist auch: Wer nicht kämpft, der hat schon verloren - und in einem Jahr werden die Kreisräte aufgrund der angekündigten Zwischenbilanz in dieser Frage schlauer sein.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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