Mitten in Dachau:Mehr Riviera als man denkt

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Bis zu 580 Tonnen feinster Sahara-Sand könnten seit Februar in Dachau angeweht worden sein. Wo also bleibt die Strandbar?

Glosse von Gregor Schiegl

Meteorologen zeichnen sich durch ein heiteres bis albernes Gemüt aus. Im Fernsehen zauberten sie im Winter sogar alberne Wortmutationen vom Flockdown aus der Bommelmütze. Auch sonst scheint dieser Berufsstand jede Menge Spaß zu haben. Ein Meteorologe, Dr. David Volken sein Name, ist jüngst in die Schweizer Alpen aufgestiegen, ausgerüstet mit einem Zehn-Liter-Eimer. Den schaufelte er voll mit Schnee, schleppte ihn zurück ins Tal und ließ ihn schmelzen. "Das Ergebnis war eine braune Brühe", informiert ein Online-Wetterportal uns staunende Stubenhocker in den Dachauer Niederungen. "Dieses unansehnliche Gemisch wurde dann in einem Topf zum Kochen gebracht, bis sämtliches Wasser verdunstet war. Das Ergebnis: drei Gramm feinster Wüstenstaub."

Potzblitz! Drei Gramm Wüstenstaub! In einem Eimer! Aber kann man das schnupfen? Ist das was wert? Macht es schöne Haut? Und schmeckt das? Wir müssen leider zugeben: keine Ahnung. Seit Februar weht immer wieder Saharastaub von Nordafrika nach Mitteleuropa, legt sich auf Autos, klebt an Küchenfenstern, und manchmal schüttelt einen ein Niesanfall. Die Expedition mit Eimer dient dazu, herauszufinden, wie viel Wüstenstaub davon bei uns ankommt. Wäre der Berg in den Alpen repräsentativ, was die Meteorologen großzügig unterstellen, käme ein Gramm Staub pro Quadratmeter in Deutschland an. In Dachau wären das etwa 580 Tonnen feinster Sand. Das ist doch eine ganze Menge.

Könnte man das nicht von Autos und anderen Oberflächen sammeln, die man nicht so gerne staubig hat und daraus ein paar wunderschöne Sahara-Dünen formen? Oder einen feinen gelben Sandstrand in den Amperauen samt Strandbar? Landkreis und Gemeinden sollten Dr. David Volken umgehend zu einer weiteren Mission ins Gebirge schicken. Diesem Landkreis fehlt das Beach-Feeling. Für die Stadt Dachau böte sich auch gleich ein neuer Werbe-Claim an: Mehr Riviera als Sie denken!

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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