Mitten in Dachau:Mängel fangen spielen

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Wem etwas im Dachauer Stadtbild missfällt, der kann jetzt selbst zur Tat schreiten: Auf der Rathaus-Homepage gibt es jetzt einen Mängelmelder. Möglicherweise entwickelt das Ganze sogar so eine Dynamik wie das digitale Spiel "Pokémon Go"

Kolumne von Julia Putzger

Wem ist es nicht schon einmal so gegangen: Egal ob auf dem Heimweg nach einem langen Arbeitstag oder beim Spaziergang am Wochenende, gemächlichen Schrittes unterwegs erblickte man einen offensichtlichen Mangel im Stadtbild und wunderte sich: "Warum merkt das denn keiner und kümmert sich darum?" All jene also, die mit offenen Augen durch Dachau gehen, können nun aufatmen, nein besser, sogar selbst zur Tat eilen. Doch nicht etwa mit Besen und Heckenschere, um Unrat vom Gehweg zu kehren oder Hecken zu stutzen, sondern - ganz modern - online mit dem Mängelmelder. Hinter dem ominösen "Bürgeranliegenmanagementsystem", das seit Neustem auf der Website der Stadt Dachau integriert ist, versteckt sich nämlich eine ebensolche Funktion: Mit nur wenigen Klicks kann hier gemeldet werden, worum sich denn nun wirklich einmal jemand kümmern sollte.

Entweder per Standortabfrage oder mit Klick auf den entsprechenden Ort auf der Karte wird festgelegt, wo genau das Problem zu finden ist. Anschließend kann aus zwölf verschiedenen Kategorien - von Ampeln und Verkehrsschildern über Schlaglöcher bis hin zu privaten Grünanlagen - ausgewählt werden, um was es in etwa geht. Es gibt Platz für einen Beschreibungstext oder sogar Fotos und schwupp, ist die Beschwerde dann auch schon bei der Stadt Dachau eingereicht.

Die Verantwortlichen im Stadtbauamt versichern: Die digitalen Mängelmeldungen werden direkt an die zuständige Abteilung weitergeleitet. Außerdem kann jeder online den Status der Meldungen verfolgen: Gut ein Dutzend Mängel wurden in den vergangenen zwei Wochen im Stadtgebiet gemeldet, mehr als die Hälfte davon ist bereits mit dem Status "erledigt" versehen. Dazu gibt es Kommentare vom Bauhof wie etwa, dass ein Schlagloch erfolgreich ausgebessert wurde oder eine Fußgängerampel in den nächsten Tagen versuchsweise umprogrammiert wird.

Ambitionierte Stadtverbesserer können das Stadtbauamt nun also ordentlich auf Trab halten. Und möglicherweise entwickelt das Ganze sogar so eine Dynamik wie das digitale Spiel "Pokémon Go", an dem sich vor ein paar Jahren vor allem die jüngeren Stadtbewohner erfreuten. Überall in Stadt und Land konnten Spieler dabei virtuelle Fantasiewesen fangen. Warum also sollten die Kinder künftig nicht durch die Straßen ziehen, nach Schlaglöchern, überfüllten Mülleimern oder anderen Hindernissen Ausschau halten und diese dann mit ein paar Klicks dingfest machen?

© SZ vom 04.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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