Mitten in Dachau:Kuchenkrümel für gute Freunde

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Was uns der Weltspatzentag so alles lehrt

Von Viktoria Großmann

Er ist einer der treuesten Freunde des Menschen. Er pickt die Brotkrümel auf, die der Mensch liegen lässt, er leistet ihm im Café Gesellschaft, krakeelt sommers wie winters im Gebüsch vor dem Fenster herum und springt ihm selbst im entlegensten Urlaubsdomizil vor die Füße. Egal, wo der Mensch ist, der Spatz ist schon da. Der Spatz ist ein modernes und anpassungsfähiges Tier, Fachleute nennen das Zivilisationsfolger. Allerdings zivilisiert sich die Menschheit mittlerweile in einer solchen Geschwindigkeit, dass selbst der flinke Spatz nicht mehr hinterherkommt. Seine Familien werden kleiner. Verjagt von Laubbläsern, Heckenrodungen, Hauswanddämmungen und dampfgestrahlten, insektenfreien Ziergärten. Man merkt es bloß nicht so, denn er plustert sich gerne auf. "20 Spatzen sind genauso laut wie vorher 100", stellt der Landesbund für Vogelschutz fest und nennt das graubraune Tierchen lapidar einen "Allerweltsvogel".

Das wird ihm natürlich nicht gerecht. Wikipedia erklärt, dass die gelehrigen Federtiere nicht nur tschilpen, sondern auch singen können. Menschen, die das hören, denken dann vielleicht, das sei eine Amsel, dabei lauschen sie einem Spatzen-Cover. Im 18. Jahrhundert wusste man das zu schätzen und setzte die Sperlinge zu Kanarienvögeln in den Käfig, die dabei als Gesangstrainer fungierten. Kein Zweifel: Der Spatz hat das Zeug zum Star. Wie also könnte man ihm besser gerecht werden als mit einem weltweiten Ehrentag?

Seit 2010 wird am 20. März der Weltspatzentag begangen. Erfunden wurde er in Indien. Wenn das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Erde dem Spatz nichts mehr bieten kann, sieht es wirklich schlecht für ihn aus. Im Landkreis allerdings werden verlässlich bei der Zählung der Wintervögel am meisten Feld- und Haussperlinge gezählt. Wer allerdings Lärm macht für fünf, der fliegt vielleicht auch fünfmal vor den Augen des Zählenden vorbei. Was sollen wir nun eigentlich tun am Weltspatzentag? Die Vogelschützer schlagen vor: Den Garten verwildern lassen, Nistkästen aufstellen. Vielleicht darf man zur Feier des Tages auch Kuchenkrümel aufs Fenstersims streuen. Gute Freunde tun das für gute Freunde.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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