Mitten in Dachau:Kommunikative Kompetenz

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Am Bildschirm: Landrat Stefan Löwl (CSU) und SZ-Redakteur Thomas Radlmaier nehmen sich einen Text vor. (Foto: Niels P. Joergensen)

Es haben ja schon viele Praktikanten die Redaktion der SZ Dachau durchlaufen. Aber dieser junge Mann im besten Alter, 45, ragt dann doch heraus: Landrat Stefan Löwl

Kolumne von Helmut Zeller

Unglaublich viele Praktikanten, überwiegend begabte und sympathische junge Leute, sind schon durch die Redaktion der SZ Dachau gezogen, doch dieser junge Mann in bestem Alter, 45, der Punkt 8.30 Uhr am Morgen auf der Matte steht, ragt aus dem Redaktionskollegium heraus. Nicht nur seiner Körpergröße wegen, weit über 180 Zentimeter, sondern auch ob seines Selbstbewusstseins und seiner energischen, zupackenden Art. Kein Wunder, der Neue ist der Dachauer Landrat Stefan Löwl. Die Idee für seinen Besuch wurde bei einem Interview geboren - zum Spaß.

Und der kommt auch nicht zu kurz, zumal der CSU-Politiker und Behördenchef mit humorvoll vorgetragenen Geschichten aus seinem Leben aufwartet. Eine gewisse kommunikative Kompetenz wird von einem Landrat ja erwartet, dass er sich aber derart rasch in die für ihn fremde Zeitungswelt eingearbeitet hat, erstaunt dann doch. Redigieren, titeln, Pressemitteilungen in Nachrichtendeutsch umformulieren, Nachrichten richtig aufbauen - alles kein Problem. "Klar sagt Löwl, weiß schon, die W-Fragen." Wer, was, wo, wann, wie, warum und welche Quelle? Hat er etwa vorher ein journalistisches Handbuch zu Rate gezogen? Ach wo, Löwls Tage sind mit Terminen ausgefüllt. Warum also nimmt er sich einen ganzen Tag Zeit - mit zehn Minuten Unterbrechung für eine Leberkäsesemmel? Weil es um eine ernste Sache geht: Das Verhältnis zwischen Journalisten auf der einen und Politikern oder Behörden auf der anderen Seite ist naturgemäß nicht immer frei von Spannungen. Da berichtet mal die eine, was die andere Seite nicht unbedingt lesen will, oder sie fühlt sich gar unfair behandelt, sähe gerne ihren Standpunkt in den Vordergrund gerückt. Der Landrat, der gerne Tacheles redet (so der Titel seiner neuen Veranstaltungsreihe), will verstehen, wie Journalisten ticken, unter welchen Bedingungen sie eine Tageszeitung machen, er sucht den Dialog.

Jeder macht seinen Job so gut wie möglich und auch bei auftretenden Differenzen in gegenseitigem Respekt, zumal in einer Frage Übereinstimmung herrscht: Die SZ bietet ihren Lesern Heimat und Horizont - und das tut auch die Kommunalpolitik, ihre meisten Vertreter jedenfalls. Löwls Zeugnis fiel - zumindest für die Dauer des befristeten Arbeitsverhältnisses - mustergültig aus, das Angebot, zur SZ zu wechseln, schlug er dennoch aus. War auch nicht so ernst gemeint - als Dialogpartner ist er ungleich wichtiger.

© SZ vom 04.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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