Mitten in Dachau:Kleiner Macho

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Auch in der Schule finden sich schon Buben, die sich wie James Bond aufführen

Von Anna-Sophia Lang

Der Macho ist eine Spezies, an der sich die Geister scheiden. Frauen nehmen schleunigst Reißaus, wenn sich ihnen ein sonnenbebrilltes, Brusthaar-zur-Schau-tragendes, Goldkettchen-bewehrtes Exemplar nähert. So zumindest stellt man sich den durchschnittlichen Macho vor. Er ist, so lautet die offizielle Definition, ein Mann, der sich übertrieben männlich gibt. Was das genau bedeutet, beschreibt die Definition nicht näher. Zumindest die wenig schmeichelhaften Synonyme Pascha, Sexist und Chauvinist führt der Duden zur Erklärung auf. Unter Männern haben Machos einen gespaltenen Ruf. Während es den einen vor ihnen graut, bewundern andere heimlich oder gar offen das überbordende Selbstvertrauen und die (aus Frauensicht leider oft allzu hohe) Erfolgsquote der Aufreißer.

Zur Verteidigung gegenwärtiger Machos sei gesagt, dass die Geschichte ihnen immerhin viele berühmte Vorbilder zur Nachahmung an die Hand gegeben hat. Pablo Picasso etwa, der große Maler, scharte zahllose Frauen um sich, ließ sich bewundern und vergöttern - und die Frauen dann fallen wie heiße Kartoffeln. Einer der größten Machos der jüngeren Zeit ist ohne Zweifel Silvio Berlusconi, ehemaliger italienischer Ministerpräsident, der wegen seines Faibles für besonders junge Frauen und wilde Villenpartys mehr als einmal in die Schlagezeilen geraten ist. Und dann wäre da natürlich noch James Bond. Der britische Geheimagent und ewige Junggeselle, bei dessen Anblick Frauen reihenweise den Verstand verlieren und hilflos hauchend in seinen starken Armen versinken - verführt von seinen stahlblauen Augen und seinem Alpha-Männchen-Habitus, der sie alle vergessen lässt, dass auch sie Topagentinnen sind.

Dass aber nicht nur weltberühmte Künstler, altgediente Staatsmänner oder messerscharfe Geheimagenten Machos sind, weiß jede Frau. Es gibt Machos jeglicher Herkunft, Hautfarbe und jeglichen Alters. Es ist noch nicht lange her, da machten sich Dachauer Schulklassen und Kindergartengruppen zur jährlichen Aufräum-Aktion "Ramadama" auf. Unter ihnen ein Bub, der offenbar eine Bond-ähnliche Wirkung auf einige Mädchen in seiner Klasse hat. Es regnete leicht, wogegen er sich mit einem Schirm schützte. Den trug er allerdings nicht selbst, sondern ließ ihn von einer Mitschülerin tragen, die einen halben Meter hinter ihm lief. Ob es nun daran liegt, dass er zu viele Bond-Filme gesehen hat, darf angesichts seines zarten Alters bezweifelt werden. Aber wer weiß.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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