Wenn es soweit ist, werden die Dachauer nichts davon mitbekommen. Wenn die Katastrophe eintritt. Wenn die apokalyptischen Reiter durch Bayern fegen. Wenn Feuer, Überschwemmung, Dürre den gesamten Freistaat in Not versetzen. Wenn die Brezn versalzen sein werden, das Bier schal, die Weißwürste vegan. Kein Alarm wird dann im Landkreis erschallen, keine Sirene ertönen. Die Dachauer werden so weiterleben wie bisher, die ganze Katastrophe wird völlig an ihnen vorbeigehen. Eine Katastrophe ist das. Finden die Freien Wähler Dachau. Kreistag und Stadtrat beschäftigten sie mit dringenden Aufforderungen, sich doch bitte am landesweiten Probealarm zu beteiligen. Nachdem aus dem Landkreis am festgesetzten Termin kein Piep zu hören war, ergingen eifrige Nachfragen, warum es denn bloß so still geblieben sei.
Die Antwort des Dachauer Oberbürgermeisters musste für jeden, der sein ruhiges Naturell nicht teilt, alarmierend ausfallen: Die große Kreisstadt verfügt über keine Zivilschutzsirene. Wie im übrigen der gesamte Landkreis nicht. Ob sich denn die Stadt wenigstens in Zukunft am landesweiten Krachmachertag beteiligen wolle, setzten die Freien Wähler nach. Durchaus nicht. Auch in Zukunft, so prophetisch darf man als Rathauschef sein, wird es in Stadt und Landkreis keine Zivilschutzsirenen geben.
Höchste Not! Oder? Ach was. Im Ernstfall hilft, das weiß jedes Kind, die Feuerwehr. Die kann nicht nur Hörsturz erzeugenden, aber eher aussagefreien Lärm machen, sondern auch An- und Durchsagen, und die Helfer bringt sie gleich mit. Eine sehr praktische Einrichtung ist das. Im Landkreis gibt es 67 davon. Man kann sie kaum genug loben und fördern. Wer trotzdem gemeinsam mit anderen mal so richtig herumdröhnen will, dem sei ein Besuch beim Dachauer Musiksommer empfohlen. Der ist schön laut und wahrlich keine Katastrophe.