Der Heißköpfige Nackteisbohrer, eine in der Antarktis lebende fleischfressende maulwurfähnliche Tierart, wurde 1995 erstmals im Magazin Discover vorgestellt. Auf den Tag genau 38 Jahre zuvor hatte die britische Rundfunkanstalt BBC einen bemerkenswerten Dokumentarfilm über den Spaghetti-Baum gesendet. Acht Millionen Leute schauten zu, und offenbar machte der Beitrag so viel Eindruck, dass manche sich erkundigten, wie sie diese fabelhaften Pasta-Gewächse denn daheim im eigenen Garten anbauen könnten. Vor lauter Begeisterung hatten sie nicht auf das Datum geachtet: Es war der 1. April 1957, Weltscherztag sozusagen. April! April!
Man weiß nicht so genau, woher diese Tradition eigentlich kommt, trotzdem wird sie auch bei uns gepflegt wie ein hohes Kulturgut, vergleichbar dem Schweinebraten mit Kruste. Im Landkreis ist es vor allem die Politik, die am 1. April allerhand Unsinn auftischt. 2015 zauberte die Dachauer SPD einen Scherzantrag aus dem Hut, die Stadt möge den Eigentümer der ehemaligen Koschade-Klinik kontaktieren sowie den Künstler Christo und auf "eine zeitnahe und ästhetisch ansprechende Verhüllung der aktuellen Bauruine an der Konrad-Adenauer-Straße" hinwirken. Gleichzeitig erschreckte Landrat Stefan Löwl die Landkreisbürgermeister mit dem Hilferuf, über die Osterfeiertage sei mit der Ankunft von bis zu 300 Asylbewerbern zu rechnen, die man irgendwo unterbringen müsse. Manchmal wünscht man Politikern ein Kontrollpedal am Schreibtisch, die Spaß-Bremse.
Der Aprilscherz ist ein fragwürdiger Spaß geworden in Zeiten, in denen Meinungen immer öfter als Tatsachen verkauft werden und Fakten als "Fake News" diffamiert werden, nur weil sie nicht zur eigenen Meinung passen. Diese Kolumne endet daher ganz unlustig mit einem Versprechen: Die SZ schickt ihre Leser nicht in den April. Kein Witz.