Mitten in Dachau:Immer verändert sich alles

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In der Dachauer Altstadt wird auf einmal soviel gebaut wie in den letzten 400 Jahren nicht. Manche Läden verschwinden. Und das Café Glück hinterlässt große Stille. Wenigstens die Schafe am Schlossgarten sind zurück

Kolumne von Viktoria Großmann

Es bleibt ja nie etwas beim alten. Plötzlich sind der Bäcker Kornprobst und der Metzger Mayr an der Frühlingsstraße verschwunden. Wohin? Warum? Selbst ist man da ungefähr einmal gewesen, aber da war doch immer Kundschaft drin? Und wo kaufen die Leute aus der Schleißheimer und Huber- und Frühlingstraße jetzt ihre Semmeln und ihre Gelbwurst? In der Dachauer Altstadt verändert sich ohnehin gerade soviel wie in den letzten 400 Jahren nicht. Das ist schön und verwirrend zugleich. Und wie immer begreift man erst, was man hatte, wenn es nicht mehr da ist. Ein riesiges Loch tut sich auf, in dem Historisches gefunden wird, und wenn die Archäologen fertig sind, entsteht aus der Grube etwas, das wieder ungefähr so aussehen soll, wie das alte. Derweil hat gegenüber der Kosmetiksalon zugemacht. Mit den leeren Fenstern und den teilweise abgezupften Aufschriften sieht das Blau der Fassade grauer aus und das ganze Haus viel älter. Dabei ist der Auszug des Nagelstudios nur der Vorbote weiterer Bauarbeiten. Drei Wohnungen sollen entstehen.

Verschwunden, einfach so, ist auch das Café Glück. Plötzlich ist es wieder ganz still mitten in der Altstadt an der Ecke der Färbergasse. Hier hatte sich zu Füßen der Schutzheiligen, die in einer Nische des verwinkelten Häuschens steht, ein entspannter Treffpunkt entwickelt, von dem eine Fröhlichkeit ausging, die der gesamten Dachauer Altstadt Charme verlieh und ein Lebensgefühl, als müsste hier eigentlich nie jemand arbeiten gehen. Und wann hat man selbst zuletzt da gesessen, als müsste man nicht arbeiten? Ach! Sogar der Schlossgarten ist seit diesem Jahr um eine Ecke erweitert. Die ursprüngliche Parallelität der Anlage sollte wieder hergestellt werden. Dafür wurden die wuchernden Büsche, die im Sommer eine idyllische Laube bildeten, abgeholzt. Das Ergebnis ist, ehrlich gesagt, nicht ganz symmetrisch. Bleibt die Frage, ob die Barockgärtner einen Knick in der Optik hatten oder die heutigen. Zuverlässig zurück gekehrt sind immerhin die französischen Zwergschäfchen im englischen Teil des Schlossgartens. Fehlen nur noch die Ziegen vom Rathausberg.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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