Mitten in Dachau:Immer mit der Ruhe

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Mit der Entscheidung, was aus der Zieglervilla wird, hat der Stadtrat keine Eile. Das Gebäude allerdings ist mittlerweile vom Schimmel angegriffen

Von Viktoria Großmann

Eines kann man dem Dachauer Stadtrat nicht vorwerfen: dass er Entscheidungen überstürzen würde. Das Überlegen dauert unter den Gewählten mitunter lang und wenn sie damit fertig sind, fangen sie an, nachzudenken. Dann gibt es eine Debatte. Es folgen ein paar Anträge. Die werden zu verschiedenen Terminen in verschiedenen Ausschüssen behandelt. Dann schreibt die Stadtverwaltung eine mehrseitige Beschlussvorlage mit einem Beschlussvorschlag. Den können die Stadträte annehmen, ablehnen - oder vertagen.

Manchmal kommt es nämlich vor, dass ein Thema so lange diskutiert wird, dass der eine oder andere schon wieder vergessen hat, worum es eigentlich geht. Das muss man sich dann noch einmal genauer ansehen. So die Zieglervilla. Das Haus steht seit 2009 leer. Mindestens genauso lange werden Vorschläge und Ideen für seine Nutzung gesammelt. Künstlerateliers gehen aus baulichen Gründen nicht. Die CSU-Fraktion hätte gern eine Kinderbetreuungseinrichtung untergebracht. Das ist zu teuer. Macht nichts. Die CSU bringt den Vorschlag trotzdem immer wieder auf. Besser, als gar keinen. Ein Mietshaus kann man daraus auch nicht machen, das hat das hinzubestellte Freiburger Mietshäuser Syndikat, das in Fällen schwerer Ideenlosigkeit vermittelt, festgestellt. Die Sanierung des mittlerweile von Schimmel und Wasserschäden angegriffenen Hauses von 1898 soll mindestens 3,3 Millionen Euro kosten. Das kann oder will sich die Stadt ohne Nutzungskonzept nicht leisten. Deshalb lautete der Beschlussvorschlag für die Stadträte am Dienstag erneut: "Die Verwaltung wird beauftragt, das Gebäude der Ziegler-Villa öffentlich zum Verkauf auszuschreiben."

Aber so schnell geben die Dachauer Stadträte nicht auf. Gemeinsam wollen sie noch einmal die Villa besichtigen. Vielleicht sogar mit Bürgern. Ein mutiger Sachbearbeiter wirft ein, dass sei verschwendete Zeit. Nicht Ideen würden gebraucht, sondern Konzepte mit Finanzierungsvorschlag. Sein Rufen verhallt ungehört. Die Stadträte machen noch einen Ausflug, innerhalb der nächsten 14 Tage. Noch vor der Sommerpause soll das Thema wieder auf die Tagesordnung kommen. Sind ja schließlich keine Bummelanten.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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