Mitten in Dachau:Im Dienste der Wissenschaft

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Prost: Braumeister Stefan Müller testet das Volksfestbier. (Foto: Niels P. Joergensen)

Was soll man nur tun, wenn das Volksfestbier so gut schmeckt? Am besten auf den Oberbürgermeister hören

Von Benjamin Emonts

Wenn das Rahmenprogramm nicht Sekt ist, sondern Selters, lohnt es sich, den Blick auf das Wesentliche zu richten - also auf das vor einem stehende Glas. Es ist bis zur Hälfte gefüllt mit einer bernsteinfarbenen, naturtrüben Flüssigkeit, auf der eine stattliche Schaumkrone sitzt. Man führe den Krug also zum Mund und nehme zwei, drei kräftige Schlücke. Schließlich liefern die Geschmacksnerven die Erkenntnis: Das Bier, das den Dachauer Volksfestgästen von Samstag an vorgesetzt wird, schmeckt.

Wäre da bloß nicht das schlechte Gewissen, das der Konsum von Alkohol zuweilen zutage fördert. Wer möchte schon jener Stadtrat oder Landtagsabgeordnete sein, von dem es später heißt, er habe schon auf der traditionellen Bierprobe ordentlich einen sitzen gehabt? Oberbürgermeister Florian Hartmann nahm sich der Ängste seiner Gäste an, indem er das Biertrinken kurzerhand zum Dienst an der Wissenschaft erklärte. So hätten neueste Studien gezeigt, dass Bier den Beobachtungssinn schärfe - und zwar nicht "in Maßen" konsumiert, wie es der Wissenschaftler formuliert hat, sondern "in Massen". Schließlich forderte Hartmann alle Gäste auf, sich pflichtbewusst in den Dienst der Wissenschaft zu stellen - und zu trinken. Wissenschaft, so Hartmann, müsse nicht immer trocken sein.

Mit diesem Freifahrtschein schmeckte das Bier gleich viel besser. Die Zahlen sprechen für sich: Mit 13,5 Prozent Stammwürze - sie beziffert den Anteil von Hopfen und Malz vor dem Gären - sei das Dachauer Volksfestbier nährreicher als jenes, das auf dem Münchner Oktoberfest ausgeschenkt werde, erklärte Stefan Müller von der Spaten-Brauerei. Zu tief ins Glas schauen sollte man angesichts eines Alkoholgehalts von knapp sechs Prozent aber auch nicht. Selbst dann, wenn man im Dienst der Wissenschaft handelt.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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