Mitten in Dachau:Ideen-Import, Honig-Export

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Der Stadtrat holt sich neuerdings allerlei Anregungen aus dem Osten. Nun vertreibt sich auch eine lokale Spezialität: Honig der Dachauer Schlossbienen

Von Helmut Zeller

Anfang August bestätigte sich der neue Trend im Dachauer Stadtrat: Nach Bündnis und Bürgern für Dachau blickte auch die Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB) in die neuen Bundesländer, um, man glaubt die neue Aufgeschlossenheit kaum, von ihnen zu lernen. Im Dachauer Einzelhandel hat sich dagegen noch nicht bis in alle Ladenstuben herumgesprochen, dass der Eiserne Vorhang schon vor langer Zeit hochgezogen wurde; und so erfährt denn gelegentlich ein Kunde mit osteuropäischem Akzent doch eher eine skeptische Behandlung. Auf jeden Fall hatte die ÜB völlig vorurteilslos, was ja auch schon eine großartige Leistung ist, eine Kreuzung in Sachsen mit einer futuristisch anmutenden Ampelanlage entdeckt; die bei einem Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit automatisch Rotlicht auslöst. Die Lösung für die nächtlichen Rasereien in Dachau - dachte die ÜB. Sie stellte im Stadtrat gleich mal den Antrag, sich die Ampel näher anzuschauen. Die Kreuzung liegt in Heinzebank im Erzgebirge, einem Ort, in dem unter anderem der beliebte Lauterbacher Tropfen hergestellt wird und auch im Internet erhältlich ist - was sich von Dachauer Produkten nur schwerlich behaupten lässt. Doch das war mal. Die Dachauer Tourist-Information bietet jetzt ein neues Souvenir aus Dachau an - vielleicht auch bald im Internet: 250- Gramm-Gläser cremigen Blütenhonigs der Dachauer Schlossbienen zum Preis von 4,50 Euro pro Glas. "Zusammen mit der Dachauer Honigmanufaktur wurde eine Souvenirabfüllung im städtischen Design erstellt." Den Anstoß soll eine Begehung des Bienenlehrpfads im Hofgarten im Herbst 2016 gegeben haben.

Das ist kaum glaubhaft. Wahrscheinlich hat die ÜB sich - siehe Lauterbacher Tropfen - auch diese Idee im Osten abgeguckt. Der Honig eigne sich nicht nur zum Verzehr, sondern auch als attraktives Gastgeschenk aus Dachau. Man könnte für zwei Glas Honig in der Tourist-Information auch noch einen der Kunstbände drauflegen, die Altbürgermeister Lorenz Reitmeier herausgeben ließ. Sie waren zu einer etwas eigenwilligen Vergangenheitsbewältigung Dachaus gedacht - und liegen heute noch stapelweise in den Rathausgewölben. Die nächste Stadtratsfahrt führt wohl in den Osten. Vielleicht kommen ein paar Vertreter des Einzelhandels mit. Die könnten dann auch dazulernen: dass Vorurteile gegenüber Kunden, die aus Osteuropa stammen, auch mit viel Honig versüßt nicht schmecken.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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