Mitten in Dachau:Hoch soll sie leben

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Es gibt Jubiläen für Gebäude, die noch gar nicht fertiggestellt sind. 25 Jahre Tennishalle in Dachau Ost sind dagegen ein wahrer Grund zum Feiern

Kolumne Von Clara Nack

Eine gusseiserne Laterne vor dem Fenster, geschwungene Bögen im Jugendstil, zart beschlagene Scheiben. Auch so etwas kann so manches Herz höher schlagen lassen. Andere wiederum haben eine Fotokollektion des Eiffelturms nicht nur angelegt, weil er die Sehenswürdigkeit mit dem Wiedererkennungswert ist, sondern weil sie sich von den Formen, Farben und Tönen von Objekten angezogen fühlen. Es gibt Menschen, die sich in Gebäude verlieben, mit Autos flirten oder sich eine Nacht mit einem Flugzeug wünschen. Diese romantische und bisweilen auch erotische Liebe zum Gegenstand nennt man Objektophilie - und sie ist weiter verbreitet, als manch einer denken mag.

Was im Falle des Eiffelturmes schon zur Hochzeit führte, verläuft in der Stadt noch innerhalb statischer Grenzen. Der TSV Dachau möchte am kommenden Samstag feierlich seine Liebe zur vereinseigenen Tennishalle in der Alten Römerstraße geloben. Die Gute wird stolze 25 Jahre alt. Obwohl die Volljährigkeit also längst erreicht ist, darf die Tennishalle mit allen "geladenen Gästen, die bewirtet werden" und allen ungeladenen, die sich ein Pausenbrot einpacken müssen, am Samstag den ganzen Tag bis 22 Uhr ihren Geburtstag feiern. Dann hüpfen ab 15 Uhr ein paar "Spitzentennis"-Spieler auf dem anmutigen Hallenboden herum und auch die Teilnehmer des Jugendtrainings werden ihr bestes geben, die Tennisbälle besonders hart gegen ihre breiten Schultern - Entschuldigung, robusten Wände - zu pfeffern.

Neben einem tageseinnehmenden Spaßprogramm, kulinarischen Köstlichkeiten für einen Teil der Gäste und dem Zusammenkommen alter und neuer Sportfreunde bietet das Tennishallen-Jubiläum sogar noch einen Vorteil: Angesichts der Tatsache, dass anderswo Gebäude und ganze Areale mehrjährige Jubiläen feiern, ehe sie überhaupt fertig gestellt wurden, ist die sportliche Betätigung der Leute ein wahrer Grund zum Anstoßen. In den 25 Jahren hat es in der Tennishalle sicher viele spannende Spiele gegeben - und manchen Verlierer, der über seine Niederlagen jetzt lächeln kann.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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