Mitten in Dachau:Geheimsache Weiß-blau

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Wer einen Maibaum aufstellen will, sollte höchste Diskretion walten lassen. Der OB geht mit dem hochsensiblen Thema allerdings eher schludrig um.

Von Benjamin Emonts

Der Baam ist da", hat der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) am Samstagabend um 22.05 Uhr staatstragend über Facebook verkündet. Ins Hochdeutsche übersetzt bedeutet das so viel wie "der Baum ist da" - und gemeint ist natürlich der Maibaum. Einen solchen hatte die Große Kreisstadt Dachau 13 Jahre nicht mehr, seit 2004 ein Sturm den Maibaum am Unteren Markt in eine bedenkliche Schieflage gebracht hatte. Nun aber zeigen Bilder den Dachauer Oberbürgermeister, wie er eifrig die Rinde des neuen Maibaums abschält, damit er weiß und blau angepinselt und der Tradition gemäß am 1. Mai aufgestellt werden kann. Die Freiwillige Feuerwehr Dachau hat sich dazu bereit erklärt.

Hartmanns Einsatz für den neuen Maibaum dürfte beim Wähler zwar gut ankommen, doch aus sicherheitspolitischer Sicht ist er äußerst dilettantisch. Wer einen Maibaum aufstellen will, der sollte ihn wie eine Person im Zeugenschutzprogramm behandeln - und nicht auf Facebook hinausposaunen: "Der Baam ist da!" Für ausgefuchste Maibaumdiebe, von denen es im Landkreis übrigens zahlreiche gibt, genügt oft schon die kleinste Information zur Vollendung ihrer perfiden Pläne. Wolfgang Reichelt, der Pressesprecher der Dachauer Feuerwehr, vollbringt das Nötigste, indem er am Montagnachmittag verkündigt: "Der Baum liegt an einem geheimen Ort. Und das ist auch besser so."

Die Burschen aus Randelsried in der Gemeinde Altomünster, so wird geflüstert, sollen nach Hartmanns Facebook-Eintrag sofort einige Spitzel nach Dachau entsandt haben. Dazu sollte man wissen, dass die Randelsrieder der Rekordmeister unter den Maibaumdieben sind. In 15 Jahren sind ihnen 33 Bäume zum Opfer gefallen. Die Große Kreisstadt Dachau wird in der Szene als zahlungsfähig gehandelt. Die Ablöse, sprich das Bier und die Brotzeit, die für einen gestohlenen Maibaum fällig werden, könnte hier besonders üppig ausfallen.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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