Mitten in Dachau:Finger weg vom Stadtgrün

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Warum in der Großen Kreisstadt - anders als in Karlsfeld - Grünflächenpaten nicht erwünscht sind

Von Petra Schafflik

Gesellschaftliche Aufgaben werden in vielen Bereichen gerne an Ehrenamtliche übertragen. Im Landkreis kümmern sich Familienpaten um Eltern und Kinder in Krisen. Schulanfänger, die noch mit dem geschriebenen Wort hadern, trainieren mit individuellen Lesepaten. Nicht um Menschen sondern um Blumen und Sträucher kümmern sich in Karlsfeld "Grünflächenpaten". Um den Bauhof zu entlasten, gießen, jäten, mähen und pflegen diese etwa hundert Aktiven in gemeindlichen Parks, Biotopen und auf Spielplätzen.

Weil auch in Dachau klappen könnte, was in der Nachbargemeinde seit gut zehn Jahren problemlos funktioniert, beriet der Umweltausschuss des Stadtrats über "Grünflächen-Patenschaften". Bereits 2009 war ein ähnlicher Antrag der SPD abgelehnt worden, Oberbürgermeister Florian Hartmann wollte nun noch einen Versuch wagen. "Denn die Pflegearbeiten werden immer mehr", sagt Hartmann. Die Profis der Abteilung Stadtgrün müssten da um jede Unterstützung froh sein, könnte man denken. Doch ganz so einfach ist das nicht. Die Stadtgärtner wollen sich nicht in ihr Konzept reinpfuschen lassen. Wenn Bürger Unkraut rupfen, nach ihrem Gusto Blümchen anpflanzen, Sträucher zurückschneiden, sei das "nicht erwünscht" heißt es in der Sitzungsvorlage. Nicht hilfreich findet nämlich Stefan Tischer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Umwelt, "wenn jeder irgendwas macht". Das sieht auch der OB so. Er erinnerte an den Aufstand der Bürger, die entlang der Theodor-Heuss-Straße ihre privaten Gärten stillschweigend in die öffentliche Grünfläche verlängert hatten. Und dann sauer waren, als die Stadtgärtnerei das wilde Grün zurückschnitt.

Für Ehrenamtliche würde nach dem Vorschlag der Abteilung Stadtgrün deshalb gelten: Finger weg vom Grün. Ausschließlich beim Einsammeln von Unrat und Abfällen sollen Bürger helfen. Müllpaten statt Grünflächenpaten also. Die Stadträte waren nicht begeistert und lehnten das Konzept ab. Aus einer Grünfläche oder am Spielplatz Unrat aufklauben und entsorgen - das könne jeder Bürger jederzeit tun, ganz ohne Patenschaft oder Erlaubnis, erklärte Gertrud Schmidt-Podolksy (CSU). "Ehrenamtliche Müllsammler brauchen wir nicht."

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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