Mitten in Dachau:Fantasievolle Gauner

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Trickbetrüger schlüpfen in viele Rollen, wenn sie an das Geld älterer Menschen kommen wollen - wie ein aktueller Fall in Dachau beweist

Kolumne von Robert Stocker

Betrüger können sehr findig sein, wenn sie sich Geld ergaunern wollen. Zum Beispiel mit dem berühmten Enkeltrick: Sie rufen in der Regel ältere Damen an, geben sich als verschollene Enkel in Amerika aus und bitten die Oma dringend um Geld, weil sie irgendwie in der Klemme stecken. Viele Omas sind darauf schon hereingefallen und haben dann eine meist beträchtliche Summe auf das Konto des vermeintlichen Enkels überwiesen. Von dem Anrufer haben sie natürlich nie wieder etwas gehört. Der angebliche Verwandte ging dann auf Tauchstation und machte sich mit dem ergaunerten Geld ein schönes Leben.

Manchmal scheuen sich die Trickbetrüger aber nicht davor, bei ihren Opfern persönlich aufzutauchen. Dann treten sie als Abgesandte von Firmen oder Behörden auf, die unter einem Vorwand die Wohnung der Opfer betreten wollen. Die Gauner sind fantasievoll und schlüpfen dabei in die verschiedensten Rollen. Manchmal sind sie angeblich Mitarbeiter der Stadtwerke, die einen defekten Stromzähler reparieren sollen, ein anderes Mal geben sie sich als Polizisten aus, die wegen eines Einbruchs in der Wohnung ermitteln müssen. Dann schnüffeln sie auf der Suche nach Bargeld oder Wertgegenständen im Haus herum. Häufig mit Erfolg, weil die betagten Opfer überfordert und aufgeregt sind.

Wenn der Gauner dem Opfer eine gute Nachricht verkündet, ist die Chance, dass er eintreten darf, besonders groß. Eine 82-jährige Dame aus Dachau ließ am Dienstagvormittag einen Trickbetrüger ein, der sich als Mitarbeiter der Telekom ausgab. Die Dame habe zu viel Telefongebühren bezahlt und erhalte diese nun zurück, so der Unbekannte. Als der Mann kurz unbeaufsichtigt war, ließ er eine beträchtliche Summe an Bargeld mitgehen, teilt die Polizei mit. Der Täter ist etwa 40 bis 50 Jahre alt, war mit einer schwarzen Lederjacke und einer blauen Jeans bekleidet und hat schwarze, nackenlange, nach hinten gegelte Haare. Dass er sich nicht als Polizist ausgab, liegt auf der Hand. Denn auch die ältere Dame hätte wohl erkannt, dass Beamte in der Regel seriöser aussehen.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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