Mitten in Dachau:Falsche Polizisten am Telefon

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Offenbar haben sich Unbekannte in Dachau am Telefon als Polizisten ausgegeben. Bei der echten Polizei liefen deshalb die Drähte heiß

Kolumne von Christiane Bracht

Die Polizei hat angerufen. Eine Warnung per Telefon: "In ihrem Viertel ist eine osteuropäische Bande unterwegs. Verriegeln sie Fenster und Türen", sagte der Mann. Die Aufregung war groß bei der alten Dame aus Dachau. Sie solle ihren Schmuck schnell verstecken und das Geld, riet ihr der Anrufer. Zwei der Einbrecher hätte man schon festgenommen, doch zwei seien noch flüchtig. Aber irgendwie war die fast 80-Jährige misstrauisch, und so fragte sie nach. Woher der Mann ihre Nummer habe und warum er gerade sie anrufe. Der Mann ließ durchblicken, dass er sie kenne: Er beschrieb wie sie aussieht, wo sie wohnt und wusste auch, wie alt die Seniorin war. Er sei ja Polizist, sagte er. Morgen werde er noch einmal anrufen und sie in dem Fall auf dem Laufenden halten. Die Dame aber ließ sich von der Warnung nicht beirren, blieb cool und sagte: "Ich brauche nichts zu verstecken." Als sie ihrem Sohn später von dem Anrufer berichtete, blieb dieser nicht ganz so gelassen. Was soll das?, fragte er sich und vermutete schon einen fremdenfeindlichen Hintergrund.

Sein Post auf Facebook regte den Dachauer Ratsch an. Viele antworteten. Jeder wusste etwas anderes oder verbreitete gut gemeinte Ratschläge. Nur bei der Polizei konnte man kaum durchkommen. Montag und Dienstag lief die Telefonleitung im Revier einfach heiß. "Ja, über Arbeitsmangel können wir nicht klagen", sagte ein Beamter. Mehr als 50 Anrufe seien im Bereich Dachau, Germering, Starnberg und Tutzing eingegangen. "Und die Dunkelziffer ist noch viel höher." Es seien Diebesbanden, die durch mehrere und vor allem extrem lange Telefongespräche versuchten, ihre Opfer mürbe zu machen, bis sie schließlich ihr gesamtes Hab und Gut einem falschen Polizisten anvertrauten. "Die meisten haben gut reagiert und einfach wieder aufgelegt", sagte der Polizist. Doch die Aufregung in Dachau war nicht nur ein Sturm im Wasserglas: Die Täter fanden auch ein Opfer. Einem älteren Mann aus Germering luchsten sie Wertsachen in einem fünfstelligen Bereich ab.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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