Mitten in Dachau:Es summt und brummt

Lesezeit: 1 min

Die Wunder der Natur - oder wie schön entwickeln sich die Wiesen an der Amper, nachdem 500 Bäume wegen des Hochwasserschutzes gefällt wurden

Von Gregor Schiegl

Was war das noch für ein Idyll vor einem Jahr! Dort, wo die Maisach kurz vor Dachau in die Amper mündet, weitet sich der von Bäumen eingefasste Fluss. Wenn die Sonne über die Wipfel sank, und sich das Licht im Wasser spiegelte, wehte ein Hauch von Amazonas durch die Auen, und man fühlte sich ganz weit weg und doch geborgen im Schoße der Natur. Dann kam der Kahlschlag. Etwa 500 Bäume fielen auf knapp zwei Kilometern der Kettensäge zum Opfer, auf der Uferseite ließ man einige Weiden stehen, als kahle Wurzelstümpfe. Die Maßnahme war notwendig für den Hochwasserschutz der dahinter liegenden Häuser, aber schön, war es nicht anzusehen: Das einst grüne Ufer: ein trister Wall aus Lehm und Schotter, im schlammigen Wasser abgebrochene Zweige. Eine Wüstenei.

Ein halbes Jahr danach zeigt sich: Die Wüste lebt. Den immer noch ziemlich kurzen Weidenstümpfen entsprießen schon wieder üppige Blätterfrisuren, und auf dem steinigen Damm, der nun nicht mehr von Bäumen und Büschen verschattet ist, haben sich Klatschmohn, Kornblumen, Ackerwinden und Klee breitgemacht, ein buntes Blumenmeer, wie man es sommers früher noch manchmal an Flurrändern der Äcker fand. Auch auf dem Wasser blüht es nun:

Sumpf-Schwertlilien und Gelbe Teichrosen recken ihre gelben Köpfe in die Sonne. Eine geradezu fast triumphal anmutende Wiederkehr der Natur.

Mit den Blumen kommen auch die Bienen wieder, die Hummeln und Schmetterlinge. Es summt und brummt am Wegesrand, und im Wasser paddeln fiepende Blässhuhn-Kinder, keine Küken mehr, aber immer noch halbwüchsig und leicht flauschig. Ihre Kinderstube haben viele dieser Vögel auch dem Kahlschlag zu verdanken. Die im Wasser liegen gebliebene Zweige und Äste der gefällten Bäume haben eine Vielzahl praktischer Fundamente zum Nestbau geliefert. Ein Paradies wurde zerstört, aber nun wächst ein neues heran. Man sollte es pfleglich behandeln.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: