Werktags, 19.30 Uhr steht man in Dachau Schlange. Ob Lidl, Rewe oder Kaufland - überall das gleiche Bild: gestresste Väter, hektische Geschäftsfrauen, verpeilte Studenten und vergessliche Rentner drängeln mit knurrenden Mägen an den Kassen. Denn eines ist sicher, jetzt oder heute nicht mehr.
Bayern ist mit dem Saarland das letzte Bundesland, in dem Läden um 20 Uhr schließen. Zwölf Bundesländer haben inzwischen eine "6 Mal 24-Regelung". Vor allem Supermärkte nutzen die gelockerten Ladenöffnungszeiten. Und wer schon mal um 22 Uhr gemütlich durch leere Lebensmittelgänge geschlendert ist, weiß den Unterschied zu schätzen.
"Zum Schutz der Arbeitnehmer" begründet Bayern sein Gesetz. Als würde der Berliner und Baden-Württemberger sich protestlos ausnehmen lassen. Schon klar: Wegen der Worklifebalance ist es wichtig, Arbeitszeiten einzuhalten, ohne Frage. Doch wer sich nach acht Stunden Arbeit kurz vor der Wursttheke in die Kassenschlange einreiht, um wenige Schritte vor dem Band zu bemerken, dass keine Milch im Einkaufswagen liegt, fühlt die Balance erheblich wanken.
Das "Schmankerlschrankerl" bietet die Lösung für alle Zuspätkommer. Zumindest für diejenigen, die noch nicht dem Vegetarismus oder gar dem Veganismus frönen. Rund um die Uhr spuckt der Automat in der Ostenstraße Grillfleisch, Würstchen und Butter auf Knopfdruck aus. Da hat die Metzgerei Blank eine Marktlücke ausgefüllt. Ob sich der Wurstspender auch zu Sommerferienzeiten und immenser Kühlkosten rentiert, sei dahingestellt. Den ein oder anderen Grillabend hat er bestimmt schon gerettet. Und wer weiß, vielleicht zieht der Dachauer bald auch frische Brötchen, Äpfel und Toilettenpapier. Dann muss sich wenigstens keiner mehr um Arbeitnehmerschutz Gedanken machen. Supermarktpersonal braucht es dann nicht mehr.