Mitten in Dachau:Ein Krachen, gefolgt von Flüchen

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Der erste Wintereinbruch hat auf den Bürgersteigen und Straßen in Dachau bereits zu ungewollten Verrenkungen und schmerzhaften Stürzen geführt

Kolumne von Felix Wendler

Beide Arme rudern durch die Luft, das rechte Bein schlägt nach hinten aus, während der linke Fuß eine komisch anmutende Verdrehung vollführt. Nein, wir befinden uns nicht in einem Anfängertanzkurs, sondern auf einer beliebigen Dachauer Straße. Es ist Dezember und es ist glatt. Wie immer überrascht uns der erste Wintereinbruch. Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, war noch alles wie immer. Im Laufe des Tages setzte Schneeregen ein und am späten Nachmittag fallen dann die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Abends, auf dem Rückweg, bewegen sich die Leute plötzlich ganz anders. Kleine Schritte, den Blick immer auf den Boden gerichtet, suchen sie einen sicheren Weg über eisglatte Stellen hinweg. Nur Wagemutige trauen sich jetzt noch, zum Bus zu rennen. Wenig motivierte Jogger haben endlich einen Grund, ihr Tempo deutlich zu reduzieren. Dabei sind die Fußgänger noch am wenigsten gefährdet. Die dünnen Reifen der Fahrräder bieten doch ungleich weniger Halt auf dem rutschigen Untergrund als ein solider Winterschuh. Außerdem sind die sportlichen Zweiradfahrer oft ziemlich rasant unterwegs - in Kombination mit Glatteis kann das schmerzhafte Folgen haben. Just in diesem Moment ist draußen plötzlich ein Krachen zu vernehmen, gefolgt von einigen Flüchen. Eine Radfahrerin hatte wohl eine der kleinen vereisten Stellen auf dem Kopfsteinpflaster des Färbergrabens übersehen. Den Sturz überstand die Dame glücklicherweise ohne Verletzungen.

Weniger Glück hatte am Donnerstagabend ein 67-jähriger Dachauer. Auf der Brücke am Kalterbachweg kam er auf dem vereisten Weg mit seinem Rad ins Rutschen, stürzte und brach sich ein Bein. Er musste ins Krankenhaus. Die Stadtverwaltung habe sich vom Glatteis nicht überraschen lassen und bereits von Donnerstagnachmittag an gestreut, teilt ein Sprecher mit. Der Kalterbachweg jedoch wurde offenbar vergessen. Hier streuten erst die Polizisten nach dem Unfall - einige hilfsbereite Anwohner halfen mit Streusalz aus. Die Streusalzeimer sind geöffnet, der Start in die Glatteissaison offiziell eingeläutet. Vielleicht nehmen das unbelehrbare Autofahrer als Zeichen, dann doch mal auf Winterreifen umzusteigen. Über Winterreifen für Fahrräder hingegen ist nichts bekannt. Vielleicht eine Geschäftsidee? Fußgänger zumindest können auf den vereisten Pfützen schon mal kostenlos ihre Fertigkeiten für die städtische Kunsteislaufbahn trainieren.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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