Mitten in Dachau:Die volle Dröhnung

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Der Stadt sind die parkenden Lastwagen ein Ärgernis und die lärmigen Motorräder zu laut. Die Polizei fühlt sich machtlos. Jetzt soll das Bundesverkehrsministerium Abhilfe schaffen

Mitten in Viktoria Großmann

Falls noch jemand glaubte, mehr Personal für die Polizei könnte alle verbliebenen Tücken des gesellschaftlichen Zusammenlebens lösen, dann sah er sich in der vergangenen Stadtratssitzung eines Besseren belehrt. Die Gesetzesfaust, egal wie stark sie ist, saust ziemlich oft ins Leere, nämlich da, wo der Gesetzestext noch ein paar Leerstellen hat. Diese müsste die Stadt etwa im Falle eines Lkw-Parkverbots mit Tausenden Schildern füllen, damit das Dauer- oder Übernacht-Parken von Brummis in Wohngebieten aber auch sonst in der Stadt mal ein Ende findet.

Generell verbieten kann man es den Lkw-Fahrern natürlich nicht, irgendwann irgendwo ihr Fahrzeug am Straßenrand zu parken. Dazu müsste es schon ein Gesetz geben, nach dem Lkws am Ende des Tages auf dem Hof ihres Besitzers oder irgendwo im Gewerbegebiet stehen müssen - was allerdings den Leuten im Gewerbegebiet Dachau Ost auch wieder nicht passt. Oberbürgermeister Florian Hartmann kennt das Problem, das ihm die Stadträte da vortrugen und bat, es möge doch bitte jeder bei seinen Bundestagsabgeordneten auf eine Gesetzesänderung hinwirken. Mittlerweile kann so einen frommen Wunsch ja auch ein SPD-Oberbürgermeister mit verschämten Stolz vortragen - die Sozis haben wieder einen Mann in Berlin. Fragt sich nur, ob der Zeit hat für Lkws.

Oder gar ein Ohr für Motorräder. Auch für diese hat der Fahrrad- oder E-Auto-fahrende Oberbürgermeister wenig übrig. Die Polizei fühle sich den Lärmmaschinen gegenüber "machtlos", sagte Hartmann. Kennerisch wirft Stadtrat Norbert Winter ein, dass viele Fahrer schlicht schaltfaul seien und Volker C. Koch sinniert darüber, dass für seine Oldtimer-Modelle strengere Lärmvorschriften gelten als für neue. Doch das Problem liegt in Brüssel, findet Hartmann. Tapfer hat die Stadt ein Schriftstück an das Bundesverkehrsministerium aufgesetzt, in dem sie bittet, auf die EU einzuwirken, sich mal der lärmigen Zweiräder und ihrer fremdländischen Knatterkomponenten anzunehmen. Der frühere Bundesverkehrsminister hätte sicher gern gleich noch eine Maut verhängt. In Dachau hätte die dann aber nur auf der Mittermayerstraße zwischen Augsburger und Konrad-Adenauer-Straße gegolten.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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