Mitten in Dachau:Der kleine Unterschied

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Was so alles passieren kann, wenn ein Pärchen einparkt und Frau Größe zeigt

Von GERHARD WILHELM

Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist bekanntlich kein einfaches. Es wurden gefühlt schon mehr Bücher darüber geschrieben, als es Sand gibt. Und doch läuft es auf zwei Versionen heraus: Entweder kann es zwischen Mann und Frau nicht klappen oder Mann und Frau ergänzen sich. Richtig dramatisch wird es, wenn der Faktor Auto ins Spiel kommt. Eine der Ur-Domänen des Mannes. Und wenn Frau fährt. Oder einparkt. Wo doch jeder Mann weiß, dass Frauen keinen Orientierungssinn haben.

Auf den ersten Blick sieht alles gut aus: Das Auto, ein Kombi der Mittelklasse, dunkel getönte Scheiben, hält neben geparktem Fahrzeug, es wird der Rückwärtsgang eingelegt, eingeschlagen und in die Lücke zwischen dem anderen Wagen und einem Poller gefahren. Der erste Versuch wird bei der Hälfte abgebrochen. Beim zweiten Versuch wird das Steuer stärker eingeschlagen - und drin ist das Auto in der Parklücke. Schief, aber okay, ein bisschen weit weg vom Bordstein, aber okay. Nicht aber für den Beifahrer. Einen Mann - dem Ton nach wohl der Ehemann. Der schimpft was von "typisch", "kann man nicht so stehen lassen", "Du kannst nicht einparken". Sie steigt aus und sagt trocken: "Dann mach es halt besser!"

Gesagt, getan - zumindest in der Theorie. Und mit Schwung. Raus aus der Parklücke. Rückwärtsgang rein. Sieht alles flüssig und stimmig aus. Der Wagen stößt zurück, man merkt: Der Mann am Steuer kennt keine Zweifel an seinem fahrerischen Können, an der Fähigkeit des Mannes, die Technik ebenso im Griff zu haben wie die Umsetzung räumlichen Denkens. Ein Mann weiß auf den Zentimeter genau, wo sein Auto zu Ende ist. In der Theorie zumindest. Bis es plötzlich rumst und die Stoßstange Kontakt zum Poller aufnimmt.

Er steigt aus, begutachtet den Schaden am Auto und flucht. Murmelt was davon, dass derjenige, der diese "scheiß Dinger" aufgestellt hat, zum Mond geschossen gehört. Sie indes ist völlig souverän. Kein Wort fällt. Nur die Augenbraue wandert zwei Millimeter höher, und sie geht ins Café.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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