Mitten in Dachau:Der Ideenklau geht um

In ganz Bayern rühmen sich Politiker für die Idee, Seilbahnen zur Verkehrsentlastung zu bauen. Dabei sitzt der Urheber in Dachau

Kolumne Von Helmut Zeller

So geht es ja wirklich nicht. Das Thema urbane Seilbahn taucht in jüngerer Zeit immer wieder im Zusammenhang mit der Landeshauptstadt München auf. Dabei klingt das so, als sei die Seilbahn hoch über den verkehrverstopften Straßen eine originäre Idee des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD). Gelegentlich entsteht auch der Eindruck, als hätte die ehemalige Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) diese geniale Idee zur Bewältigung der Verkehrsprobleme gehabt, damals, als ihre Partei am bayerischen Kabinettstisch noch ganz unter sich war. Landtagspräsidentin Aigner hatte diese Idee nicht, aber gleich mal ein Positionspapier vorgelegt; auch Reiter war nicht draufgekommen - es war Dachaus Zweiter Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis), der zuerst die Vorteile einer Seilbahn erkannte, und das schon vor langer Zeit. Da muss man den Münchnern schon mal Bescheid stoßen, dass nicht allein ihre Stadt innovative und kreative Köpfe beherbergt. "Zeit für eine Spurensuche", meint Bündnissprecher Mike Berwanger. Kühnel, der als Architekt Probleme auch aus anderen Perspektiven betrachtet, formulierte den bahnbrechenden Vorschlag: Wenn auf der Erde nicht genug Platz ist, muss man in die Höhe gehen.

Seit das Bündnis für Dachau das Konzept einer Seilbahn in den Stadtrat eingebracht hat, scheint die Idee Schule zu machen. Sogar Germering greift die Idee auf, nur was macht Dachau? Die Stadt will seit Frühjahr schon eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben; hat sie natürlich nicht getan, wie das Bündnis verärgert feststellt. Das dauert wieder, bis sich andere der Welt als Urheber der tollen Idee präsentieren - und Dachau endgültig im Verkehrschaos versunken ist.

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