Nichts erwärmt das Herz eines Herrn im reifen Alter mehr als die Nachricht, dass er in den ehrbaren Rang eines Großvaters aufgerückt sei. Plötzlich lächelt da eine bezaubernde junge Dame mit großen Augen aus der Wiege, und könnte sie mit ihren drei Monaten schon reden, würde sie wohl sagen: "Hey Opa, Glückwunsch zu deiner total super coolen Enkelin!" Das wäre jedenfalls passend und zutreffend. Vielleicht würde sie ihre Gratulation sogar gleich ins Handy tippen, denn derlei emotional gefärbte Bekundungen werden generell ja auch zwischen Erwachsenen kaum noch per Post oder gar mündlich übermittelt. Das Transportmittel der Wahl ist längst die E-Mail beziehungsweise die Whatsapp. Das ist ökonomisch im Prinzip ja auch sinnvoll, denn man kommt leicht mit Kürzeln aus, wo es andernfalls ganzer Sätze bedürfte.
Und wer mag noch ganze Sätze schreiben oder gar lesen? Sogar die Formel "Liebe Grüße" ist meist zu einem kompakten "LG" zusammengeschnurrt, was ziemlich schade ist. Denn wenn es einem zu aufwendig ist, die lieben Grüße in Worten auszuschreiben, dann grüßt er auch nicht wirklich lieb. Aber egal. Auch der zeitgemäße Glückwunschtext zum wonnigen Anlass kommt mit minimalem Aufwand aus, anstelle des geschriebenen Wortes ist die Vielfalt der Smileys getreten. Längst sind es nicht mehr nur gelbe Mondgesichter, die Gefühlswallungen abbilden, sondern Legionen legomännchenartiger Gestalten, Herzen von sanftrosa über purpur bis grellrot, Katzenköpfen und Handzeichen, deren Bedeutung von herzlich zustimmend bis bösartig beleidigend variiert. Zur Illustration könnte hier nun solch ein typischer Glückwunsch stehen, fände man die Sonderzeichen auf der PC-Tastatur. So aber bedankt sich der Großvater einfach für eingegangene Glückwünsche mit der verbalen Beschreibung einer Dankes-Whatsapp. Das wäre ein nach oben gereckter Daumen, dazu ein lächelnder Katzenkopf, ein Spezial-Smiley mit Maximal-Grinsen, großen Augen, Hut und Sonnenbrille sowie eine überschäumende Sektflasche.