Mitten in Dachau:Das Pferdereitverbot

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Darf man am Stadtweiher reiten? Und wie groß darf ein Tier höchstens sein, damit es CSU-Stadträte nicht erschreckt? Die Expertenrunde im Verkehrsausschuss findet darauf Antworten

Von Viktoria Großmann

Kommt nach dem deutschlandweit beachteten Dachauer Ponyreitverbot auf dem Volksfest nun das Pferdereitverbot am Stadtweiher? Steckt dahinter möglicherweise einer der berüchtigten Stimmungswechsel in der CSU-Stadtratsfraktion? Oder ist es gar die Stimme der neuen Generation, die da im Umweltausschuss aus Stadtrat Peter Strauch spricht, wenn er sagt: "Ich beobachte einen zunehmenden Pferdetourismus am Stadtweiher." Strauch, selbst nicht klein, bemerkte, dass die Reittiere "schon ziemlich groß" seien. Zumal aus der Picknickperspektive, in der sich jene Besucher des Stadtweihers an warmen Frühlingstagen befinden, zu deren Schutz sich Strauch aufgeschwungen hatte. Gesteckt voll nämlich sei die Wiese bei Sonnenschein mit grillenden, lagernden, sitzenden Menschen. Und zwischendrin Ross und Reiter, die ihren Schatten aufs Fleischpflanzerl werfen.

Kann das gut gehen? Wolfgang Moll, parteilos, ist sowohl Drahteselreiter als auch manch einem öfter allzu hoch zu Ross unterwegs. Er hatte den Nebenaspekt beizutragen, dass das Reiten im Stadtwald sehr wohl erlaubt sei. Die Frage nach dem Weiher ließ er offen. Sylvia Neumeier, SPD, ebenfalls Pferdefreundin, erklärte: "Mensch und Tier sind kompatibel." Und zwar nicht nur dann, wenn der eine dem anderen die Haxen in die Rippen haut, sondern auch zwischen Passant und Vierbeiner. Darüber mag es sehr verschiedene Ansichten geben, besonders, wenn man noch einmal den Fleischpflanzerlaspekt einbezieht. Dabei geht vom Pferd außer dem Schattenwurf wenig Gefahr aus, andere Vierbeiner können sich hier schon eher zu Fressfeinden entwickeln. Die Stadträte, wie immer bei wichtigen und bürgernahen Themen pragmatisch und themenorientiert, waren klug genug, das Thema nicht auf derart gefährliche Abwege zu bringen. Auch die Hinterlassenschaften von Tieren, welche proportional zur Schulterhöhe größer werden, und vielleicht dem ein oder anderen das Picknick verderben könnten, wurden vorsorglich nicht angesprochen. Ist ja auch alles Natur, in der Natur.

Was ist nun also zu tun mit den "ziemlich großen" Tieren? Die einfachste und gerechteste Lösung wäre natürlich, die Pferde gegen die verbotenen Ponys auszutauschen. Sie blieben damit dem Dachauer Stadtbild erhalten und sind zudem klein genug, dass die CSU sie nicht fürchten muss. Oberbürgermeister Hartmann entschied sich für die gesichtswahrende Verwaltungslösung: Die Stadt prüft, ob eigentlich Verbotsschilder am Stadtweiher stehen und dieses Verbot möglicherweise nicht eingehalten wird. Wenn keine da stehen, müssen sich Mensch und Pferd miteinander abfinden.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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