Mitten in Dachau:Das machst du prima!

Kühne Kinder wollen gesehen werden. Mutige Männer auch

Von BARBARA BRIESSMANN

Verlustängsten vorbeugen - wenn es um den Nachwuchs geht, machen alle Eltern das Gleiche: Sie winken. Wer das nicht glaubt, muss sich nur auf ein Volksfest oder einen Spielplatz gleich um die Ecke begeben. Auf dem Kinderkarussell sitzen die Allerjüngsten, drumherum gruppieren sich die Eltern. Kommt das Kind vorbei, wird - genau! - gewunken. Runde um Runde.

Spielt ein Kind im Sandkasten und schaut nur einmal versonnen auf, wird gewunken. Das bedeutet: Keine Angst, ich bin da, ich habe dich immer im Blick.

"Schaust du mir zu?", rufen die Kinder später, wenn die Eltern schon längst mit dem Gegen-die-Verlustangst-Winken aufgehört haben, weil es keinen Grund mehr dafür gibt. Die Kleinen können sprechen und wissen inzwischen, wo die Eltern sind. Das ist auch anstrengend, aber es legt sich mit den Jahren.

Naja, nur zum Teil. Dass es sich legt, trifft lediglich auf die Hälfte der Menschheit zu. Männer lieben es ein Leben lang, bei all den Unternehmungen beobachtet zu werden, von denen sie sicher sind, dass sie perfekt sind oder lustig oder besonders mutig.

Deshalb stehen so viele Frauen an Fußballfeldern, in Wohnzimmern oder neben wilden Fahrgeschäften auf Volksfesten und winken - wohl aber mehr ab als zu.

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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